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Trifluoressigsäure (TFA) in Wein – Wie gelangt die Chemikalie ins Glas? Besteht ein Gesundheitsrisiko?

Laut Messungen einer Umweltschutzorganisation weisen im Handel erhältliche Weine Rückstände von Trifluoressigsäure (TFA) auf. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung) hat eine erste Einschätzung zu den gefundenen Werten erarbeitet und gibt Antworten auf ausgewählte Fragen.

Fragen und Antworten

Trifluoressigsäure bzw. Trifluoracetat (TFA) ist eine kurzkettige Perfluorcarbonsäure und ist die kleinste Verbindung der Gruppe der per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (PFAS). PFAS sind Industriechemikalien, die aufgrund ihrer besonderen technischen Eigenschaften in zahlreichen industriellen Prozessen und Verbraucherprodukten eingesetzt werden. TFA ist sehr stabil, schwer abbaubar und langlebig. 

TFA kann als Abbauprodukt von vielen PFAS entstehen und kann somit unter anderem als Abbauprodukt verschiedener Pflanzenschutzmittelwirkstoffe sowie fluorierter Kälte- und Treibmittel in die Umwelt gelangen. Durch den verbreiteten Einsatz von PFAS und aufgrund seiner Langlebigkeit sowie hohen Mobilität ist TFA überall in der Umwelt vorhanden: in Gewässern, im Boden und auch in Pflanzen. Über die tatsächlichen Quellen der berichteten Gehalte von TFA in Wein liegen dem BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung derzeit keine Erkenntnisse vor. 

In hinreichend hohen Konzentrationen kann TFA schwere Hautverätzungen, Augenschäden und gesundheitsschädliche Wirkungen beim Einatmen verursachen. Darüber hinaus bewertet das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung TFA als fortpflanzungsgefährdend. Bei dieser Einstufung gilt es zu beachten, dass es sich um eine reine Gefahreneinstufung handelt. Sie sagt zunächst nichts über tatsächliche Gesundheitsrisiken aus, denn hierfür ist auch die aufgenommene Menge des Stoffes entscheidend (sog. ExpositionExpositionZum Glossareintrag).

Der reproduktionstoxische Effekt wurde im Tiermodell erst bei TFA-Konzentrationen nachgewiesen, die deutlich oberhalb der Gehalte in der Umwelt liegen. Gemäß derzeitiger Datenlage sind gesundheitliche Beeinträchtigungen deshalb nicht zu erwarten, wenn mit TFA belastetes Wasser oder mit TFA belastete Nahrungsmittel verzehrt werden.

Die durchschnittliche Konzentration von TFA in den gemessenen Weinproben lag bei 0,122 Milligramm (mgkurz fürMilligramm) pro Liter (l), der höchste Wert bei 0,320 mgkurz fürMilligramm/l. Dem BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung liegen nicht genug Daten vor, um die Zuverlässigkeit und Repräsentativität der Messungen einzuschätzen.

Nach Einschätzungen des BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung müsste ein Mensch mit einem Körpergewicht von 60 Kilogramm (kgkurz fürKilogramm) mindestens 9 Liter Wein am Tag trinken, um ausgehend vom höchsten ge­mes­senen Wert die gesundheitsbasierten Richtwerte von TFA von 0,05 mgkurz fürMilligramm pro kgkurz fürKilogramm Körpergewicht (gemeint sind ADIkurz fürAcceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge)ADIkurz fürAcceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge) - Acceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge)Zum Glossareintrag, Acceptable Daily IntakeADIkurz fürAcceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge) - Acceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge)Zum Glossareintrag/akzeptable tägliche AufnahmemengeADIkurz fürAcceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge) - Acceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge)Zum Glossareintrag, und ARfDkurz fürAcute Reference Dose (akute Referenzdosis), Acute Reference Dose/akute Referenzdosis) zu überschreiten.

Wein enthält Ethanol, eine neurotoxische und kanzerogene Substanz. Wer dennoch alkoholische Getränke konsumiert, soll vor allem hohe Alkoholmengen vermeiden. Dies gilt insbesondere für junge Menschen. Kinder, Jugendliche, Schwangere und Stillende sollen auf Alkohol generell verzichten (Externer Link:https://www.dge.de/fileadmin/Bilder/wissenschaft/referenzwerte/DGEPosition_Alkohol_EU_2024_10.pdf). Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) sieht ab einem regelmäßigen Konsum von mehr als 81 Gramm Alkohol pro Woche ein erhöhtes gesundheitliches Risiko. Dies entspricht ungefähr der Menge Alkohol, die in einer Flasche Wein enthalten ist. Mit den in der vorhergehenden Antwort aufgeführten 9 Litern Wein in Bezug gesetzt – die ein Mensch mit einem Körpergewicht von 60 kgkurz fürKilogramm mindestens am Tag trinken müsste, um den gesundheitsbasierten Richtwert von TFA zu überschreiten – kann davon ausgegangen werden, dass das mögliche gesundheitliche Risiko von TFA in diesem Szenario gegenüber der Toxizität von Alkohol zu vernachlässigen ist. 

Im Rahmen der Überprüfung der Genehmigung des Wirkstoffes Flufenacet wurde für TFA eine akzeptable tägliche AufnahmemengeADIkurz fürAcceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge) - Acceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge)Zum Glossareintrag (ADIkurz fürAcceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge)ADIkurz fürAcceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge) - Acceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge)Zum Glossareintrag) von 0,05 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht abgeleitet. Eine akute Referenzdosis wurde im Rahmen dieses Verfahrens durch die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit)) als nicht erforderlich angesehen. Gemäß dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik schließt sich das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung der Einschätzung der EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) bezüglich des ADIkurz fürAcceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge)ADIkurz fürAcceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge) - Acceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge)Zum Glossareintrag an, sieht es aber als erforderlich an, ebenfalls eine ARfDkurz fürAcute Reference Dose (akute Referenzdosis) (Acute Reference Dose/akute Referenzdosis) abzuleiten. Der ADIkurz fürAcceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge)ADIkurz fürAcceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge) - Acceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge)Zum Glossareintrag gibt die Menge eines Stoffes an, die täglich über die gesamte Lebenszeit ohne erkennbares Gesundheitsrisiko oral aufgenommen werden kann (lebenslange Exposition). Die ARfDkurz fürAcute Reference Dose (akute Referenzdosis) gibt hingegen die geschätzte maximale Menge eines Stoffs an, die im Verlauf eines Tages bei einer Mahlzeit oder bei mehreren Mahlzeiten ohne erkennbares Gesundheitsrisiko mit der Nahrung aufgenommen werden kann (einmalige sehr hohe Exposition). Die ARfDkurz fürAcute Reference Dose (akute Referenzdosis) ist aus Sicht des BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung derzeit ebenfalls mit 0,05 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht anzugeben. Das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung bewertet TFA als fortpflanzungsgefährdend. Die zuständigen nationalen und internationalen wissenschaftlichen Institutionen und Behörden befassen sich derzeit fachübergreifend mit diesem Stoff.

Auf Ersuchen der Europäischen Kommission überprüft die EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) derzeit die gesundheitsbasierten Richtwerte für TFA. Die EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) führt diese Überprüfung zusammen mit den Mitgliedstaaten und der europäischen Chemikalienagentur (ECHAkurz fürEuropäische Chemikalienagentur) durch, die für die Einstufung der chemischen Eigenschaften von TFA zuständig ist (Externer Link:https://www.efsa.europa.eu/de/topics/per-and-polyfluoroalkyl-substances-pfas). Das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung wird seine Einschätzung aktualisieren, wenn sich daraus neue Erkenntnisse ergeben.

Über das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung) ist eine wissenschaftlich 
unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.