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Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung) hat Messwerte von Glycerin in Slush-Ice-Getränken, auch bekannt als „Slush“ oder „Slushy“, gesundheitlich bewertet. Die Messwerte wurden von amtlichen Lebensmitteluntersuchungsbehörden in mehreren Bundesländern von November 2023 bis Oktober 2024 erhoben.
Glycerin darf in der Europäischen Union (EU) als Zusatzstoff E 422 in vielen Lebensmitteln verwendet werden, unter anderem in aromatisierten Getränken. Die Substanz wird auch zu therapeutischen Zwecken (zur Senkung eines erhöhten Hirndrucks) eingesetzt. Die gesundheitliche Bewertung der Glycerin-Messwerte in Slush-Eis-Getränken ergab, dass jüngere Kinder bereits bei Verzehrmengen unterhalb von 200 Milliliter (mlkurz fürMilliliter) Glycerin-Mengen aufnehmen können, die der therapeutisch wirksamen Dosis entsprechen oder sie sogar überschreiten.
Fragen und Antworten
Glycerin (auch: Glycerol oder Glyzerin) ist eine süß schmeckende, farblose Flüssigkeit, die chemisch den Alkoholen zugeordnet wird und bei 18 Grad Celsius (°Ckurz fürGrad Celsius) gefriert. Sowohl pflanzliche als auch tierische Fette und Öle enthalten Glycerin. Bei der alkoholischen Gärung von Zucker-haltigen Lösungen entsteht es als Zwischenprodukt, deshalb enthält zum Beispiel auch Wein (in geringen Mengen) Glycerin.
Glycerin ist in der EU als Zusatzstoff E 422 für die Verwendung in Lebensmitteln zugelassen, unter anderem in aromatisierten Getränken. Eine Höchstmenge ist nicht festgelegt, es darf so viel Glycerin eingesetzt werden wie nötig.
Glycerin wird nicht nur in Lebensmitteln, sondern auch zu therapeutischen Zwecken eingesetzt, unter anderem zur Senkung eines erhöhten Hirndrucks. Die geringste Dosis, bei der in Studien ein entsprechender Effekt gezeigt wurde, beträgt 250 Milligramm (mgkurz fürMilligramm) Glycerin pro Kilogramm (kgkurz fürKilogramm) Körpergewicht. Diese Dosis hat das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung als Referenzpunkt für die Beurteilung möglicher gesundheitlicher Risiken durch den Verzehr von Slush Ice herangezogen.
Insgesamt wurden Glyceringehalte in 62 Slush-Eis-Proben gemessen und dem BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung übermittelt. Die Beurteilung der gemessenen Glycerin-Konzentrationen ergab, dass jüngere Kinder bereits bei Verzehrmengen unterhalb von 200 mlkurz fürMilliliter Slush-Ice Glycerin-Mengen aufnehmen können, die der therapeutisch wirksamen Dosis entsprechen oder sie sogar überschreiten. Ein etwa 5-jähriges Kind mit einem Körpergewicht von 20 kgkurz fürKilogramm erreicht diese Dosis zum Beispiel bereits beim Verzehr von knapp 200 mlkurz fürMilliliter Slush-Ice mit der mittleren gemessenen Glycerin-Konzentration (26,24 Gramm (g) pro Liter (L)).
Der höchste Messwert von 142 g/L wurde in einem „Getränkesirup“ gemessen, bei dem es sich um ein verzehrfertiges Getränk handelt. Bei knapp der Hälfte der Proben (ca. 48 %) wurde ein Glyceringehalt von mehr als 25 g/L festgestellt. Bei acht Proben (ca. 13 %) lag der Messwert unter 1 g/L. Bei etwa einem Drittel der Proben (ca. 32 %) konnte Glycerin nicht nachgewiesen werden.
Zur Wahrscheinlichkeit gesundheitlicher Folgen kann keine allgemeingültige Aussage getroffen werden, da dies von der Glycerin-Konzentration im jeweiligen Slush-Ice-Getränk, von der Verzehrmenge und vom Körpergewicht der Konsumentinnen und Konsumenten abhängt.
Aus Sicht des BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung bestehen jedoch gesundheitliche Bedenken, wenn der Konsum eines Slush-Ice-Getränks zu einer Glycerin-Aufnahme führt, die der therapeutisch (zur Senkung eines erhöhten Hirndrucks) wirksamen Dosis von 250 mgkurz fürMilligramm/kgkurz fürKilogramm Körpergewicht entspricht oder diese überschreitet. In wissenschaftlichen Studien zur WirksamkeitPositiver prädiktiver WertZum Glossareintrag und zum Stoffwechsel von Glycerin traten unerwünschte Nebenwirkungen auf, darunter Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Benommenheit.
Besondere Aufmerksamkeit bei der gesundheitlichen Bewertung von Glycerin in Slush-Ice-Getränken gilt Kindern, da der Konsum eines glycerinhaltigen Slush-Ice-Getränks bei ihnen wegen ihres im Vergleich zu Erwachsenen geringeren Körpergewichts zu einer relativ höheren ExpositionExpositionZum Glossareintrag bzw. Dosis (in mgkurz fürMilligramm Glycerin pro kgkurz fürKilogramm Körpergewicht) führt als bei Erwachsenen. Sie können also schneller als Erwachsene die bei ihrem Körpergewicht therapeutisch wirksame Dosis erreichen.
Berechnungen zeigen, dass ein etwa 5-jähriges Kind mit einem Körpergewicht von 20 kgkurz fürKilogramm beim Verzehr von knapp 200 mlkurz fürMilliliter Slush-Ice mit dem mittleren gemessenen Glycerin-Gehalt von etwa 26 g/L eine Menge an Glycerin aufnimmt, die der therapeutisch wirksamen Dosis entspricht.
Insgesamt sind zur Toxizität von Glycerin nach oraler Aufnahme durch Kinder nur wenige Daten verfügbar. Es kann auch nicht sicher beurteilt werden, ob Glycerin bei gesunden Kindern in gleichem Maße zu einer Reduktion des Hirndrucks führt wie bei Kindern mit erhöhtem Hirndruck, weil dem BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung keine entsprechenden Daten vorliegen. Im Sinne einer konservativen Betrachtung und unter Berücksichtigung bestimmter chemisch-physikalischer (osmotischer) Eigenschaften von Glycerin nimmt das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung dies in seiner Risikobewertung an.
Verminderter Hirndruck kann mehrere Symptome zur Folge haben, zum Beispiel Kopfschmerz, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, kraniale Nervenlähmungen, Doppelsehen (Diplopie) und Beeinträchtigungen des Hörvermögens.
Im Rahmen von Abfragen des BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung bei den deutschen Giftinformationszentren im Jahr 2024 wurde ein Fall bekannt, bei dem Symptome eines achtjährigen Kindes (Übelkeit, Durchfall, Fieber) eventuell mit der Wirkung von Glycerin in Slush-Ice in Zusammenhang stehen. International waren zunächst zwei Fälle aus den Jahren 2021 und 2022 bekannt geworden, bei denen Kinder nach dem Verzehr von Slush-Ice im Krankenhaus behandelt wurden. Außerdem wurden in einer Publikation von Brothwell et al.kurz füret alii (lat. "und andere") (2025) 21 Fälle von Kindern beschrieben, die nach Konsum von Slush-Ice in Großbritannien und Irland in den Jahren 2009 bis 2024 klinisch vorstellig wurden. Es ist zwar nicht sicher, dass die in den Fallberichten beschriebenen Symptome auf Glycerin in Slush-Ice zurückzuführen sind. Die Möglichkeit sollte nach Ansicht des BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung aber in Betracht gezogen werden.
Ein grundsätzliches Problem bei der Erfassung möglicher Fälle ist, dass Symptome wie Übelkeit, Durchfall und Kopfschmerzen möglicherweise nicht mit dem Konsum von Slush-Ice-Getränken in Verbindung gebracht werden. Dies könnte zu einer Unterschätzung des gesundheitlichen Risikos führen.
Ein Wert für eine akzeptable tägliche AufnahmemengeADIkurz fürAcceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge) - Acceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge)Zum Glossareintrag (ADIkurz fürAcceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge)ADIkurz fürAcceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge) - Acceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge)Zum Glossareintrag), bei dessen Einhaltung gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht zu erwarten sind, ist für den Lebensmittelzusatzstoff Glycerin (E 422) nicht festgelegt. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit)) hat die Verwendung von Glycerin als Lebensmittelzusatzstoff im Jahr 2017 bewertet und festgestellt, dass keine Notwendigkeit für die Ableitung eines ADIkurz fürAcceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge)ADIkurz fürAcceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge) - Acceptable Daily Intake (akzeptable tägliche Aufnahmemenge)Zum Glossareintrag-Werts besteht und dass nach vorliegenden Daten (einschließlich Daten zu Verwendungsmengen) keine gesundheitlichen Bedenken für die Allgemeinbevölkerung bestehen. Messwerte mit hohen Glycerinkonzentrationen in Slush-Ice-Getränken, wie sie jetzt ermittelt wurden, lagen der EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) damals nicht vor.
Um mögliche unerwünschte gesundheitliche Folgen durch die Aufnahme von Glycerin zu vermeiden, können Verbraucherinnen und Verbraucher auf Slush-Ice verzichten.
Hersteller von Slush-Ice-Getränken könnten prüfen, ob eine Verwendung von Glycerin darin erforderlich ist (etwa ein Drittel der gemessenen Proben enthielt kein Glycerin) oder ob sich der Glyceringehalt zumindest senken lässt (bei den glycerinhaltigen Proben lagen die Konzentrationen in einem verhältnismäßig weiten Bereich von weniger als 1 g/L bis 142 g/L).
Weitere Informationen zu Glycerin in Slush-Ice-Getränken auf der BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung-Website:
- BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung-Stellungnahme „Glycerin in Slush-Ice-Getränken kann unerwünschte gesundheitliche Wirkungen hervorrufen“ Zur Stellungnahme