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Forschungsprojekt Toxikologischer Informations- und Dokumentationsverbund stellt erste Ergebnisse vor

22/2002, 11.09.2002

Neues Informationssystem über chemische Produkte und ihre Inhaltsstoffe im praktischen Einsatz

Schnelle und verlässliche Informationen über die Inhaltsstoffe von chemischen Produkten sind die Vorraussetzung für eine adäquate Beratung und Behandlung bei Unfällen und Vergiftungen. "Mit dem Forschungsprojekt Toxikologischer Dokumentations- und Informationsverbund TDI wollen wir das Wissen über die Inhaltsstoffe von chemischen Produkten und über ihre Giftigkeit vertiefen und zugleich Ärzten und Giftinformationszentren schneller zur Verfügung stellen," sagte Dr. Gerhard Heinemeyer von der Fachgruppe Vergiftungsgeschehen im Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin anlässlich der Vorstellung erster Ergebnisse des Projektes auf dem Workshop " Toxikologischer Informations- und Datenverbund - Eine europäische Herausforderung?". Vom 9. bis 10. September 2002 diskutierten Fachleute aus dem In- und Ausland im BgVV in Berlin erste Erfahrungen mit dem bereits entwickelten Computerprogramm, das Rezepturen erfasst und zusätzlich wichtige Informationen über Produkte und Inhaltstoffe dokumentiert.

Auf dem Markt befinden sich unzählige chemische Produkte, viele mit gleichem Namen, aber mit verschiedenen Zusätzen, die eindeutig identifizierbar sein müssen, da sich die für die Toxizität verantwortlichen Inhaltsstoffe stark unterscheiden können. Der eine Inhaltsstoff kann gefährlich sein, der andere wiederum harmlos. Es ist von zentraler Bedeutung, sehr schnell festzustellen, welche gefährlichen Inhaltsstoffe ein Produkt enthält, da darauf die therapeutischen Bemühungen ausgerichtet werden können. Heute stehen Helfer und Ärzte bei Vergiftungsfällen häufig ratlos da, da ihnen genau diese detaillierten Informationen oft fehlen.

Informationen über die toxischen Gefahren von chemischen Produkten sind oft schwer oder gar nicht verfügbar. Dies zeigen insbesondere die Erfahrungen aus den gemeldeten Vergiftungsfällen beim Menschen. Seit über zehn Jahren sammelt das BgVV aufgrund der Bestimmungen des Chemikaliengesetzes Informationen über Vergiftungen und wertet diese in enger Zusammenarbeit mit den Giftinformationszentren der Bundesrepublik Deutschland aus. Die einzelnen Giftinformationszentren verfügen ihrerseits über wichtige Daten aus Vergiftungsfällen, da sie meist die ersten Ansprechpartner für die Angehörigen, die behandelnden Ärzte, oder die Notfallhelfer sind.

Um die Qualität der toxikologischen Information nicht nur zu sichern, sondern auch ständig zu verbessern und zugleich den Informationsfluss zwischen den beteiligten Institutionen und der Wirtschaft zu beschleunigen, hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit das Forschungs- und Entwicklungsvorhaben TDI (Toxikologischer Dokumentations- und Informationsverbund) initiiert und gefördert. Teilnehmer sind die Giftinformationszentren und das BgVV sowie der Verband der Chemischen Industrie und der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel. Letzterer vertritt die Hersteller der meisten im Haushalt verwendeten chemischen Produkte.

Ziel des Projektes ist, den Giftinformationszentren und dem BgVV schnell und unverzüglich Informationen zur Verfügung zu stellen, die zur Beratung in Vergiftungsfällen, aber auch für die Verhütung von Vergiftungen notwendig sind. Im TDI wird hierzu ein Netzwerk aufgebaut, mit dessen Hilfe die Informationen schnell eingespeist und an die Partner weitergeleitet werden können. Die erste Stufe des Projektes wurde soeben abgeschlossen. Durch eine ausgezeichnete Zusammenarbeit mit den Herstellern von Haushaltsprodukten wurde ein Computerprogramm entwickelt, das es erlaubt, in den Firmen die Rezepturen und die weiteren erforderlichen Informationen zu dokumentieren und an die Giftinformationszentren und das BgVV weiterzugeben. Diese wiederum haben ein Verfahren installiert, das einen zügigen Austausch der Informationen garantiert. In einem weiteren Schritt soll das Verfahren erweitert werden, um auch die Erfahrungen aus der Beratung bei einzelnen Vergiftungsfällen sowie die Ergebnisse toxikologischer Bewertungen austauschen zu können. Dadurch ist es dann möglich, gleichzeitig aus mehreren Quellen Informationen zu kumulieren.

Im Mittelpunkt der Diskussionen auf dem Workshop stand die Möglichkeit einer Erweiterung des TDI-Systems auf Europa. In mehreren Einzelprojekten bemühen sich die Fachleute seit 20 Jahren sowohl auf der Ebene der Europäischen Union als auch im Rahmen der Weltgesundheitsorganisation WHO, die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Giftinformationen zu verbessern. Die Vertreter der Giftinformationszentren aus vielen Ländern und der Industrie waren sich einig, dass weitere Schritte zur Kooperation unternommen werden müssen und wollen gemeinsam auf diesem Weg weiter arbeiten.

Ein aktuelles Verzeichnis der Giftinformationszentren ist als PDF-Datei angehängt.

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