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EU berät über ein Verbot des Verkaufs parfümierter und gefärbter Lampenöle

17/1997, 11.08.1997

Allein 1997 wurden dem BgVV bereits 16 Vergiftungsfälle gemeldet

Auf Initiative des Bundesministeriums für Gesundheit wird in Brüssel zur Zeit über ein Verbot des Verkaufs von gefärbten und parfümierten Lampenölen in der Europäischen Union (EU) beraten. Ein entsprechender Richtlinienentwurf der Europäischen Kommission liegt vor. Mit einer Entscheidung ist in Kürze zu rechnen. Der Entwurf sieht vor, daß die Mitgliedstaaten das Verbot bis Mitte 1998 umsetzen. Nach einer Übergangsfrist dürften gefärbte und/oder parfümierte Lampenöle in der Europäischen Union (EU) dann ab Ende 1998 nicht mehr verkauft werden. Die Empfehlung geht auf Erkenntnisse des BgVV und vergleichbarer Institutionen anderer europäischer Mitgliedstaaten über schwere gesundheitliche Schäden beim Umgang mit Lampenöl zurück.

Von allen Haushaltschemikalien bergen gefärbte und parfümierte Lampenöle die größte Gefahr für Kleinkinder, die die bunten, duftenden Öle leicht mit Säften verwechseln können und sie in unbeaufsichtigten Momenten "trinken". Immer wieder wurden dem Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin in der Vergangenheit Vergiftungen und schwere gesundheitliche Schäden durch Lampenöle bekannt. Eine Reihe präventiver Maßnahmen, die das BgVV initiierte, darunter kindergesicherte Verschlüsse, die seit 1992 auf Nachfüllbehältern vorgeschrieben sind, Warnhinweise (seit 1994) und eine Kennzeichnung als "gesundheitsschädlich" (seit 1996) reichten nicht aus, um das Risiko und den Schaden zu begrenzen. Bis Ende 1996 wurden dem BgVV 130 Fälle gemeldet. In drei Fällen führten die Vergiftungen zum Tod, in mehr als der Hälfte der Fälle wurden schwere chemische Lungenentzündungen registriert, zum Teil mit schwerwiegenden weiteren Gesundheitsschäden. Der Trend hält unverändert an: Für das erste Halbjahr 1997 liegen bereits 16 neue Meldungen vor. Ein Kind konnte nur durch unverzügliche und intensive Behandlung gerettet werden. Nach Ansicht des BgVV kann der Schutz des Verbrauchers vor gesundheitlichen Gefahren daher nur durch das Verbot des Verkaufs gefärbter und parfümierter Lampenöle verbessert werden.

Lampenöle enthalten als Inhaltsstoffe Paraffine, die wegen ihrer physikalisch-chemischen Eigenschaften gefährlich sind. Bedingt durch eine sehr niedrige Viskosität, geringe Oberflächenspannung und relativ niedrigen Dampfdruck können sie sich beim Verschlucken der Flüssigkeit in die Atemwege ausbreiten ("hineinkriechen") und dort schwere Lungenentzündungen auslösen. Auch wenn Erbrechen von verschlucktem Lampenöl als "Entgiftungsmaßnahme" ausgelöst wird, kann eine Ausbreitung in die Atemwege erfolgen. Bei Kindern genügen geringe Mengen, von weniger als einem Gramm, um schwerwiegende Komplikationen auszulösen. Erste Symptome sind anhaltender Husten, gefolgt von schwerer Atemnot.

Ungefärbte und unparfümierte Lampenöle wären von einem Verbot nicht betroffen und weiterhin im Handel erhältlich. Das BgVV empfiehlt, auch ungefärbte und unparfümierte Lampenöle nur unter äußerster Sorgfalt zu verwenden, wenn kleine Kinder in der Nähe sind.

Wenn ein Kind Lampenöl getrunken hat, sind folgende Maßnahmen zu beachten:

  • kein Erbrechen auslösen
  • unmittelbar mit einem Giftinformationszentrum, der nächsten Kinderklinik oder über Notrufnummer Kontakt aufnehmen
  • Bericht an das BgVV, da nur so die Wirksamkeit des Parfümierungs- und Färbverbotes überwacht werden kann.

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