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Infektionsgefahr für FSME und Lyme-Borreliose in vielen Teilen Europas

08/1997, 21.04.1997

Besondere Vorsicht ist bei Reisen in die baltischen Staaten geboten

Zu den beiden wichtigsten, durch Zecken übertragenen Krankheiten zählen die Frühsommer-Meningoenzephalitis, FSME, und die Lyme-Borreliose. Die Infektionsgefahr ist während der Zeckensaison zwischen März und Oktober am größten. Gegen die FSME gibt es eine wirksame Impfung, die nicht vor Lyme-Borreliose schützt. Personen, die sich in Gebieten aufhalten, in denen die FSME gehäuft vorkommt, oder die Reisen in diese Gebiete planen, sollten sich frühzeitig und vollständig impfen lassen. Besondere Vorsicht ist bei Reisen in die baltischen Staaten geboten. Eine Impfung gegen Lyme-Borreliose gibt es bis heute nicht. Es ist deshalb wichtig, sich auch nach einer FSME-Impfung möglichst sorgfältig vor Zeckenstichen zu schützen. Wichtige Informationen und Hinweise zu vorbeugenden Maßnahmen enthält eine Broschüre „Krankheitsüberträger Zecke“, die das BgVV gemeinsam mit dem Deutschen Grünen Kreuz herausgegeben hat.

Hauptüberträger von FSME und Lyme-Borreliose ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), die am weitesten verbreitete heimische Zeckenart. Mit Ausnahme einiger osteuropäischer Länder sind in Europa selten mehr als 3-5 Prozent der Zecken mit FSME infiziert. Dagegen können 5-30, in einigen Gebieten bis zu 50 Prozent der Zecken die Erreger der Lyme-Borreliose, das Bakterium Borrelia burgdorferi, übertragen.

Lyme-Borreliose kommt mit wenigen Ausnahmen (Island, Teile Südeuropas, höhere Gebirgslagen, nördliches Skandinavien) überall dort vor, wo es den Gemeinen Holzbock gibt. Früh erkannt, läßt sich die Borreliose erfolgreich mit Hilfe von Antibiotika behandeln. Wird die Infektion nicht erkannt, wird zu spät, unterdosiert oder zu kurz mit Antibiotika behandelt, kann sich eine chronische Verlaufsform unter Beteiligung des Nervensystems, der Gelenke und des Herzens entwickeln, die schwer oder gar nicht heilbar ist.

FSME ist eine Virusinfektion, die Erkrankungen des Gehirns und Rückenmarks mit z.T. schweren Verläufen verursacht. Die FSME kommt in zahlreichen europäischen Ländern, mit sehr unterschiedlichen Infektionsrisiken, vor. FSME-frei sind Spanien, Portugal, Großbritannien und die Beneluxländer. Wenige Einzelerkrankungen melden Italien, Griechenland und Frankreich. Größere Bedeutung hat die FSME in Albanien, Deutschland, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, dem ehemaligen Jugoslawien, Österreich, Polen, dem europäischen Teil von Rußland, Weißrußland, der Ukraine, Schweden, der Schweiz, Ungarn sowie der Slowakischen und Tschechischen Republik. Insbesondere die baltischen Staaten gelten als Hochrisikogebiete für FSME.

Da die FSME-Naturherdgebiete erfahrungsgemäß über Jahre sehr stabil bleiben, können hieraus Impfempfehlungen abgeleitet werden. Urlauber, die in Naturherdgebiete einreisen, gelten als besonders infektionsgefährdet, da der größte Teil der FSME-Erkrankungen im Zusammenhang mit Freizeitaktivitäten beobachtet wird. Eine Impfung wird außerdem Bewohnern von Naturherdgebieten und Personen, die beruflich exponiert sind (Förster, Waldarbeiter etc.) empfohlen. Neben der, in jedem Fall vorzuziehenden, prophylaktischen Impfung existiert eine sogenannte passive Immunisierung, die spätestens 96 Stunden nach einem Zeckenstich verabreicht werden muß, wenn eine Infektionsgefahr für FSME besteht. Sie ist z.Z. auf Erwachsene und Jugendliche nach der Vollendung des 14. Lebensjahres beschränkt.

Zum Ausmaß des FSME-Risikos in europäischen Urlaubsgebieten:

Den dramatischsten Anstieg der FSME-Fälle verzeichnet Lettland. Zwischen 1991 und 1995 stieg die Zahl der Erkrankungen von 227 auf 1.341 Fälle pro Jahr. 1996 wurden 736 FSME-Fälle registriert. Die Verbreitungsgebiete erstrecken sich mit Ausnahme der südöstlichen Region über das ganze Land. Eine Zunahme der Erkrankungen verzeichnet auch Litauen. Zwischen 1993 und 1996 stieg die Zahl der FMSE-Fälle von jährlich 198 auf 426. Estland meldet durchschnittlich 160 Erkrankungen pro Jahr.

6.000 bis 8.000 Erkrankungsfälle verzeichnet Rußland jährlich. Das Infektionsrisiko durch die „Taigazecke“ besteht nahezu landesweit.

In der Tschechischen Republik wurde zwischen 1993 und 1996 ein Anstieg der Erkrankungsfälle von 600 auf 750 registriert. Wichtige Infektionsgebiete befinden sich in der Umgebung von Prag, in Südböhmen, Süd- und Nordmähren.

Auch in der Slowakischen Republik stieg die Zahl der Erkrankungsfälle von 51 in 1993 auf 205 Fälle 1995 an. Die Endemiegebiete liegen vor allem im Westen des Landes.

Einen Anstieg auf jährlich 300 FSME-Fälle meldet auch Ungarn. Betroffen sind vor allem Transdanubien und der Norden des Landes.

Hauptverbreitungsgebiete der FSME liegen in Polen im Nordosten des Landes, besonders betroffen sind die Waldgebiete entlang der Grenzen zu Rußland, Litauen und Weißrußland. Auch hier ist ein Anstieg der FSME-Fälle auf jährlich ca. 260 zu beobachten.

In Schweden ist die südöstliche Küstenregion betroffen, in Finnland werden Einzelerkrankungen an der Südwestküste gemeldet.

Zum Teil hochaktive FSME-Naturherde weist Österreich auf. Durch konsequente Impfaktionen konnte die Zahl der FSME-Erkrankungen von früher jährlich bis zu 600 auf heute ca. 100 Fälle gesenkt werden. Das Infektionsrisiko für Touristen ändert sich durch diese Maßnahmen nicht.

Die Schweiz meldet FSME-Fälle aus den Kantonen Schaffhausen, Zürich und Bern.

In Deutschland erkranken jährlich rund 150 bis 300 Personen an FSME. Die wichtigsten FSME-Naturgebiete liegen in Bayern und Baden-Württemberg. Wenige Einzelerkrankungen traten in Hessen, Odenwald und östlich von Marburg, in Rheinland-Pfalz und im Saarland auf. Aus den neuen Bundesländern werden nur aus Sachsen und Thüringen vereinzelt Erkrankungen gemeldet.

Neben der Erkrankung durch Zeckenstiche, kann FSME auch durch den Genuß nichtpasteurisierter Milch von Ziegen, Schafen, seltener auch Rindern übertragen werden. Entsprechende Berichte liegen aus Tschechien, der Slowakischen Republik, Albanien und Litauen vor.

Die Broschüre „Krankheitsüberträger Zecke“ ist bei der Pressestelle des BgVV kostenlos gegen Einsendung eines mit 3,-- DM frankierten DIN-A5-Umschlages erhältlich. Zu FSME und Lyme-Borreliose sind außerdem kostenpflichtige Merkblätter für Ärzte beim Deutschen Ärzte-Verlag, Dieselstraße 2, 50859 Köln, erhältlich.

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