Kategorie Stellungnahmen
Stellungnahme Nr. 043/2025

Weniger PFAS in Hühnereiern aus Boden- und Freilandhaltung – Eier und Eiprodukte tragen aber weiterhin zur Gesamtexposition bei

Darum geht es:

  • Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) sind eine große Gruppe von Chemikalien, die in zahlreichen industriellen Prozessen und Produkten eingesetzt werden. PFAS sind schwer abbaubar, verbleiben daher lange Zeit in der Umwelt und gelangen in die Nahrungskette. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung) hat auf der Grundlage von Gehaltsdaten des Lebensmittelmonitorings aus dem Jahr 2024 geschätzt, in welchen Mengen die vier PFAS Perfluoroctansulfonsäure (PFOS), Perfluoroctansäure (PFOA), Perfluornonansäure (PFNA) und Perfluorhexansulfonsäure (PFHxS) über Hühnereier aufgenommen werden. Dabei wurde nach Eiern von Legehennen aus Freilandhaltung, aus Bodenhaltung und aus ökologischer Erzeugung unterschieden.
  • Ergebnis: Bei keiner der Proben wurde der gesetzlich festgesetzte Höchstgehalt für die Summe der vier PFAS überschritten. Auch die Höchstgehalte für die vier Einzelverbindungen wurden nicht überschritten. Vergleicht man die aktuellen Gehalte mit vorherigen Untersuchungen, zeigt sich für die mittleren PFAS-Gehalte in Eiern aus allen Erzeugungsarten über die Jahre hinweg ein rückläufiger Trend für die Summe der vier PFAS. Das Lebensmittel Hühnerei kann dennoch einen relevanten Beitrag zur Gesamtexposition gegenüber PFAS leisten. Die höchsten Gehalte wurden in Eiern aus ökologischer Erzeugung sowie aus Freilandhaltung ermittelt. Eier aus Bodenhaltung wiesen deutlich niedrigere PFAS-Gehalte auf.
  • Die geschätzte Aufnahmemenge an PFAS durch den Verzehr von Hühnereiern überschreitet den gesundheitsbasierten Richtwert nicht. Gesundheitliche Beeinträchtigungen allein durch den Verzehr von Eiern sind damit nicht zu erwarten. Allerdings werden PFAS auch über eine Vielzahl anderer Lebensmittel aufgenommen. Betrachtet man die Gesamtaufnahme von PFAS über Lebensmittel, so kann der gesundheitsbasierte Richtwert überschritten werden (siehe Stellungnahme Nr. 020/2021 des BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung vom 28. Juni 2021). Die ExpositionExpositionZum Glossareintrag oberhalb der tolerierbaren wöchentlichen Aufnahmemenge (TWI) bei Teilen der Bevölkerung gibt daher Anlass zur gesundheitlichen Besorgnis (EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) 2020).

Risikoprofil

Wie gelangen die betrachteten vier PFAS in den Körper?

Die Aufnahme von PFAS aus Hühnereiern erfolgt oral über die Mahlzeiten.

Gibt es einen gesundheitlichen Richtwert?
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Der gesundheitsbezogene Richtwert für die tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (TWI) für die Summe von PFOA, PFOS, PFNA und PFHxS liegt bei 4,4 Nanogramm (ng) je Kilogramm Körpergewicht. Bei lebenslanger Aufnahme dieser Menge ist keine gesundheitliche Beeinträchtigung zu erwarten. 

Besteht ein gesundheitliches Risiko?
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Die geschätzte Aufnahmemenge der vier genannten PFAS durch den Verzehr von Hühnereiern überschreitet den gesundheitsbasierten Richtwert (TWI) nicht. Verbraucherinnen und Verbraucher nehmen diese Stoffe auch über andere Lebensmittel auf. Betrachtet man die Gesamtaufnahme der vier genannten PFAS über Lebensmittel, kann der gesundheitsbasierte Richtwert überschritten werden. Die Exposition oberhalb des TWI bei Teilen der Bevölkerung gibt Anlass zur gesundheitlichen Besorgnis.

Wie ist die Qualität der Datenlage?

Die Qualität der Datenlage ist mittel, da die Zahl der untersuchten Proben zwar deutlich gestiegen ist, für repräsentative Aussagen zur Gesamtsituation in Deutschland aber noch zu klein ist und auch regionale Unterschiede nicht vollständig zufriedenstellend abgebildet sind. Trotz der in den letzten Jahren stark verbesserten und daher empfindlicheren Analytik liegen die Gehalte der vier genannten PFAS bei ungefähr 75 % der gezogenen Proben unterhalb der BestimmungsgrenzeLimit of quantificationZum Glossareintrag.

Wie kann das Gesundheitsrisiko durch PFAS in Hühnereiern verringert werden?

Der Staat kann aufgrund des ubiquitären Vorhandenseins in der Umwelt nur durch Maßnahmen zur Verringerung der PFAS-Einträge in die Lebensmittelkette die Aufnahme von PFAS über Lebensmittel wie Eier beeinflussen. Die niedrigeren PFAS-Gehalte der Proben des Lebensmittelmonitorings aus dem Jahr 2024 im Vergleich zu älteren Untersuchungen weisen auf den Erfolg dieser Maßnahmen hin. 

Produzenten können aufgrund des ubiquitären Vorhandenseins in der Umwelt nur durch Maßnahmen zur Verringerung der PFAS-Einträge in die Lebensmittelkette die Aufnahme von PFAS über Lebensmittel wie Eier beeinflussen. Dies schließt beispielsweise Qualitätssicherungsmaßnahmen bei Futtermitteln und Tränkwasser sowie bei den Fertigprodukten ein. Der hauptsächliche Eintragspfad über PFAS im Boden ist bei ökologischer Haltung und Freilandhaltung allerdings nur sehr eingeschränkt zu beeinflussen.  

Verbraucherinnen und Verbraucher können ihre Exposition gegenüber PFAS als ubiquitäre Umweltkontaminanten kaum beeinflussen. Das Vorkommen von PFAS in Lebensmitteln kann hauptsächlich durch das Vermeiden und Verschließen von Eintragsquellen in die Umwelt beeinflusst werden. Im Rahmen der Lebensmittelsicherheit und für eine gesunde Ernährung wird Verbraucherinnen und Verbrauchern empfohlen, sich abwechslungsreich und ausgewogen zu ernähren.

1 Gegenstand der Bewertung

Das Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN) bat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung) um eine gesundheitliche Bewertung von Daten zum Vorkommen von Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) in Hühnereiern auf der Grundlage des Lebensmittelmonitorings 2024. Die Auswertung sollte möglichst differenziert nach Erzeugungsarten bzw. Haltungsformen erfolgen.

2 Ergebnis

Die Ergebnisse der Auswertung lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  1. Gehaltsdaten aus dem Monitoring 2024

In dem vorliegenden Datensatz zum Vorkommen von Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) in Hühnereiern aus dem Monitoring 2024 liegt der Anteil an Proben mit Gehalten oberhalb der BestimmungsgrenzeLimit of quantificationZum Glossareintrag für die Summe der vier in der Verordnung (EU) 2023/915 genannten PFAS (PFOS, PFOA, PFNA und PFHxS) insgesamt bei 24 %, wobei sich deutliche Unterschiede zwischen den Haltungsformen ergeben. Der mittlere Summengehalt für PFAS in Eiern aus ökologischer Erzeugung liegt bei 0,09 μg/kgkurz fürKilogramm („lower bound“ Ansatz, LB) und für Eier aus Freilandhaltung bei 0,07 μg/kgkurz fürKilogramm (LB), während der mittlere Summengehalt für PFAS in Eiern aus Bodenhaltung um ein Vielfaches niedriger ist (0,001 μg/kgkurz fürKilogramm, LB).

Für keine der Proben mit quantifizierbaren PFAS-Gehalten wurde der in der Verordnung (EU) 2023/915 gesetzlich festgesetzte Höchstgehalt von 1,7 µgkurz fürMikrogramm/kgkurz fürKilogramm für die Summe der vier PFAS überschritten. Auch die entsprechenden Höchstgehalte für die vier Einzelverbindungen wurden nicht überschritten.

  1. Expositionsschätzung

Auf Basis der Gehaltsdaten aus dem Monitoring (2024) hat das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung eine Expositionsschätzung für die vier in der Verordnung (EU) 2023/915 genannten PFAS (PFOS, PFOA, PFNA und PFHxS) durch den Verzehr von Hühnereiern aus unterschiedlichen Haltungsformen (Bodenhaltung, Freilandhaltung und ökologische Erzeugung) für Kinder und Erwachsene vorgenommen. Dabei wurden drei hypothetische Verzehrszenarien für Eier unter der Annahme verwendet, dass ausschließlich Hühnereier einer von drei Haltungsformen verzehrt werden (nur Bodenhaltung oder Freilandhaltung oder ökologische Erzeugung). Für die Risikocharakterisierung wurde die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit)) abgeleitete tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (TWI) von 4,4 Nanogramm (ng) pro Kilogramm (kgkurz fürKilogramm) Körpergewicht (KG) und Woche für die Summe der vier genannten PFAS zugrunde gelegt (EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) 2020).

a) Für Erwachsene liegt die langfristige Exposition in Deutschland gegenüber der Summe der vier EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit)-PFAS durch den Verzehr von Hühnereiern mit mittleren Gehalten unter Verwendung des LB je nach betrachtetem Verzehrszenario im Bereich von 0,002 - 0,17 ng/kgkurz fürKilogramm KG und Woche (50. PerzentilPerzentilZum Glossareintrag) und 0,005 - 0,54 ng/kgkurz fürKilogramm KG und Woche (95. Perzentil). Damit liegt die geschätzte Exposition gegenüber den vier PFAS unterhalb des TWI von 4,4 ng/kgkurz fürKilogramm KG und Woche und erreicht 0,05 - 4 % (50. Perzentil) bzw. 0,1 - 11 % (95. Perzentil) des TWI. Beim Vergleich der drei Szenarien ist die langfristige PFAS-Exposition durch den Verzehr von Eiern aus Freilandhaltung und ökologischer Erzeugung am höchsten (8 - 11 % des TWI im 95. Perzentil).

b) Bei Kindern übersteigt die langfristige Exposition gegenüber PFAS durch den Verzehr von Hühnereiern diejenige der Erwachsenen um etwa das Drei- bis Fünffache in allen Szenarien. Die langfristige Exposition der Kinder in Deutschland gegenüber der Summe der vier PFAS durch den Verzehr von Hühnereiern liegt je nach betrachtetem Verzehrszenario im Bereich von 0,01 - 0,57 ng/kgkurz fürKilogramm KG und Woche (50. Perzentil) und 0,02 - 2,00 ng/kgkurz fürKilogramm KG und Woche (95. Perzentil). Damit entspricht die Exposition 0,2 - 13 % (50. Perzentil) bzw. 0,5 - 45 % (95. Perzentil) des TWI. Analog zu den Erwachsenen ist die langfristige PFAS-Exposition der Kinder beim Vergleich der drei Szenarien durch den Verzehr von Eiern aus Freilandhaltung und ökologischer Erzeugung am höchsten (33 - 45 % des TWI im 95. Perzentil).

  1. Fazit

Aufgrund des ubiquitären Vorkommens von PFAS in der Umwelt und des Vorkommens in zahlreichen Verbraucherprodukten und in einer Reihe von Lebensmitteln setzt sich die Gesamtexposition aus vielen verschiedenen Expositionsquellen zusammen.

Die Expositionsschätzung anhand von drei hypothetischen Szenarien zeigt, dass der Verzehr von Hühnereiern – insbesondere aus Freilandhaltung bzw. ökologischer Erzeugung – einen wichtigen Beitrag zur Gesamtexposition gegenüber PFAS leisten kann. Bei ausschließlichem Bezug von Eiern aus einem Haltungssystem können diese Ergebnisse aber als realistische untere und obere Schätzungen der realen Exposition interpretiert werden.

Allerdings sind im Vergleich mit den aktuellen Gehalten die mittleren PFAS-Gehalte in Eiern aus allen Erzeugungsarten über die Jahre hinweg zurückgegangen. So liegen die mittleren PFAS-Gehalte in Hühnereiern im Rahmen des Datensatzes von 2007 - 2020 bei 0,36 µgkurz fürMikrogramm/kgkurz fürKilogramm (95. Perzentil: 1,6 µgkurz fürMikrogramm/kgkurz fürKilogramm), in den Jahren 2018 - 2022 bei 0,29 µgkurz fürMikrogramm/kgkurz fürKilogramm (95. Perzentil: 1,00 µgkurz fürMikrogramm/kgkurz fürKilogramm) und im Monitoring 2024 bei 0,06 µgkurz fürMikrogramm/kgkurz fürKilogramm (95. Perzentil: 0,42 µgkurz fürMikrogramm/kgkurz fürKilogramm). Dies entspricht einem vier- bis sechsfachem Rückgang der Gehalte an PFAS in Hühnereiern. Dabei ist der Rückgang der PFAS-Gehalte innerhalb der letzten Jahre (2018 - 2022 zu 2024) am deutlichsten. Da im Vergleich zu Gehaltsdaten von 2018 - 2022 die Gehalte an PFAS in Hühnereiern, insbesondere in Eiern aus Boden- und Freilandhaltung, niedriger ausfallen, ergibt sich aktuell eine geringere Exposition für Erwachsene und Kinder: Während die auf den Gehaltsdaten von 2018 - 2022 basierende Expositionsschätzung den TWI für Kinder (Szenario 2: Freilandhaltung; 95. Perzentil, LB) um mehr als das Zweifache überschreitet, erreicht die Exposition auf Grundlage der Monitoringdaten aus dem Jahr 2024 (LB) maximal 45 % des TWI (Szenario 3, 95. Perzentil).