Darum geht es:
Ganz oder weitgehend auf Fleisch und tierische Produkte verzichten – für zunehmend mehr Menschen in Deutschland ist das heutzutage ganz normal. Die Gründe dafür sind vielfältig. Im Zentrum stehen meist ethische Fragen zu Tierwohl, Klimaschutz und Umweltaspekte. Viele Menschen hoffen aber auch auf gesundheitliche Vorteile. „Sich fast nur oder ausschließlich pflanzlich zu ernähren, kann gesundheitliche Vorteile bringen“, erklärt Professorin Cornelia Weikert in der neuen Folge von „Risiko“ – dem Wissenschaftspodcast des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung). Trotzdem sind fleischlose Ernährungsformen nicht zwangsläufig gesundheitsfördernd. „Man kann sich auch mit pflanzenbasierter Kost sehr einseitig ernähren, indem man z. B. vorwiegend Lebensmittel zu sich nimmt, die sehr zucker-, salz- oder fettreich sind und wenig Vitamine und Spurenelemente enthalten.“
Grundsätzlich gilt: Sowohl bei einer pflanzenbasierten Ernährung wie auch bei einer Mischkost kommt es auf eine ausreichende Zufuhr von Nährstoffen sowie Vitaminen und Spurenelementen an. Da Fleisch und Fisch viele wichtige Vitamine und Spurenelemente enthalten, kann es bei einem kompletten Verzicht darauf zu bestimmten Mangelerscheinungen kommen. Besonders wichtig ist eine ausreichende Zufuhr von Vitamin B12, weil es in pflanzlichen Lebensmitteln in der Regel nicht vorkommt. Vitamin B12 ist beispielsweise wichtig für die Blutbildung und andere Stoffwechselvorgänge im Körper. Wer sich vegan oder vegetarisch ernährt, sollte deshalb besonders auf eine ausgewogene Lebensmittelauswahl achten und nach ärztlicher Rücksprache gegebenenfalls auch Nahrungsergänzungsmittel nutzen, um den jeweiligen Bedarf zu decken.
So zeigen auch Untersuchungen des BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung, dass sich eine vegane Ernährung auf die Nährstoffversorgung im Körper auswirken kann: Personen, die sich vegan ernährten, hatten beispielsweise auffällig wenig Jod im Körper, ein lebenswichtiges Element für Wachstum, Knochen und Gehirn. Außerdem zeigten sich bei Veganerinnen und Veganern geringere Werte bei der Messung der Knochengesundheit. Damit unterstützt die BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung-Studie die Ergebnisse von früheren Studien, nach denen Veganerinnen und Veganern häufig eine geringere Knochendichte aufweisen. Mit Vitamin B12 waren sie hingegen gut versorgt. „Erfreulicherweise sind Menschen, die sich heutzutage vegan ernähren, ausreichend darüber informiert, dass sie auf ihre Versorgung mit Vitamin B12 achten sollten“, sagt Weikert. Ein Vitamin B12-Mangel kommt gegenwärtig dagegen häufiger bei vegetarischer Ernährung vor. Vor allem besonders empfindliche Bevölkerungsgruppen wie Kinder, Jugendliche, Schwangere, Stillende sowie Seniorinnen und Senioren sollten deshalb auf eine sorgfältig gestaltete Ernährung achten, um eine mögliche Mangelernährung zu vermeiden.
Andererseits gibt es inzwischen deutliche Hinweise darauf, dass eine ausgewogene pflanzenbasierte Ernährung gesundheitliche Vorteile mit sich bringt. Es wird beispielsweise diskutiert, dass bestimmte Beschwerden und Krankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen seltener auftreten.
Insgesamt gibt es zu den Auswirkungen von veganer und vegetarischer Ernährung auf die Gesundheit aktuell jedoch noch viele Datenlücken. „Problematisch ist beispielsweise, dass die bisherigen Studien meist aus den 1980er und 1990er Jahren stammen“, erklärt Weikert. Dabei ist das Angebot an veganen Wurst- und Fleisch-Ersatzprodukten in den Supermärkten und Discountern seither stark gewachsen. Wie sich der Konsum solcher Produkte langfristig auf das Ernährungsverhalten und die Gesundheit auswirkt, ist bisher kaum untersucht.
Diese und weitere Datenlücken soll jetzt eine großangelegte Bevölkerungsstudie schließen: Die vom BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung koordinierte COPLANT-Studie erforscht, wie sich unterschiedliche Ernährungsweisen auf die Gesundheit auswirken: Untersucht werden dabei sowohl vegetarische und vegane Ernährung, aber auch die Auswirkungen von Mischkost. Und auch die pescetarische Ernährung, bei der kein Fleisch, aber Fisch verzehrt wird, soll mit in den Blick genommen werden. Dafür werden Daten zur Ernährung, zum Lebensstil und zur Gesundheit von rund 6.000 Menschen in Deutschland gesammelt. Wer Interesse hat, kann sich jetzt anmelden. Alle Informationen zur Teilnahme gibt es auf der COPLANT-Webseite unter Externer Link:www.coplant-studie.de.
Link zur vollständigen Podcast-Folge:
Externer Link:http://podcast.bfr.bund.de/8-vegan-vegetarisch-und-co-beliebt-aber-kaum-erforscht-008
Zitate und O-Töne aus der Podcast-Folge dürfen bei Quellenangabe frei verwendet werden.
Über „Risiko – Der BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung-Podcast“:
Tageszeitungen, Nachrichtenportale und Social-Media-Posts warnen ständig vor neuen Gesundheitsgefahren: Weichmacher in Sonnencremes, Mikroplastik im Körper oder angebliche Schadstoffe in Lebensmitteln. Was ist tatsächlich dran an diesen angeblichen Gefahren? Wie groß ist das Risiko für mich persönlich? In unserem Podcast "Risiko" gehen wir solchen Themen auf den Grund. Unaufgeregt, wissenschaftlich fundiert und gut verständlich. "Risiko" erscheint etwa einmal pro Monat. Im lockeren Gespräch mit Expertinnen und Experten geht es dann um tatsächliche und vermeintliche Gesundheitsrisiken durch Lebensmittel, Chemikalien oder Verbraucherprodukte.
Weitere Informationen auf der BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung-Website zum Thema pflanzenbasierte Ernährung
Fragen und Antworten zur COPLANT-Studie
Externer Link:https://www.bfr.bund.de/fragen-und-antworten/thema/forschung-zu-pflanzenbasierter-ernaehrung-antworten-auf-haeufig-gestellte-fragen-rund-um-die-coplant-studie/
BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung-Presseinformationen, Männer für Studienteilnahme gesucht: Pflanzenbasierte Ernährung im Fokus der Wissenschaft
Externer Link:https://www.bfr.bund.de/presseinformation/maenner-fuer-studienteilnahme-gesucht-pflanzenbasierte-ernaehrung-im-fokus-der-wissenschaft/
Über das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.