Kategorie Presseinformationen
Nr. 20/2025

Chronisch hoher Konsum von Energy Drinks ist bei Jugendlichen zunächst nicht mit einer Schädigung des Herzens verbunden Daten der EDKAR-Studie ausgewertet

Darum geht es:

Bei Teenagern, die über längere Zeit große Mengen an Energy Drinks getrunken hatten, wurden in einer aktuellen Untersuchung keine Veränderungen am Herzen nachgewiesen. Forschende vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung) und von der Charité Universitätsmedizin Berlin fanden in der EDKAR-Studie heraus, dass sich bei Jugendlichen mit einem hohen Konsum von Energy Drinks über mindestens ein Jahr Blutdruck, Herzrate oder Herzstrukturen nicht von denen Heranwachsender unterschieden, die solche Getränke überhaupt nicht zu sich genommen hatten. „Es ist seit langem bekannt, dass Energy Drinks aufgrund ihres hohen Koffeingehalts eine akute Wirkung auf das Herz-Kreislaufsystem haben und bei hohem Konsum beispielsweise Herzrasen oder eine Erhöhung des Blutdrucks auslösen können“, sagt Professorin Cornelia Weikert, Leiterin des Humanstudienzentrums Gesundheitlicher Verbraucherschutz am BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung. „Mit unserer Studie wollten wir herausfinden, ob diese negativen Effekte der Energy Drinks die Herzgesundheit der Jugendlichen auch nachhaltig beeinträchtigen.“ Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang ein weiteres Ergebnis der Studie: Jugendliche, die große Mengen an Energy Drinks trinken, rauchen im Vergleich zur Kontrollgruppe häufiger Tabak und Marihuana, trinken mehr Alkohol und schlafen weniger – sie zeigen damit vermehrt Verhaltensweisen, die die Herzgesundheit auf lange Sicht gefährden können. Die Ergebnisse der EDKAR-Studie sind im Externer Link:„European Journal of Epidemiology“ veröffentlicht.

Energy Drinks sind koffeinhaltige Erfrischungsgetränke, die damit beworben werden, die Konzentrationsfähigkeit und die körperliche Leistung zu steigern. Unter Jugendlichen sind die süßen Getränke sehr beliebt. Bei großen Aufnahmemengen können sie aufgrund ihres hohen Koffeingehalts vorübergehend zu einer erhöhten Nervosität und Erregbarkeit führen sowie Schlaflosigkeit, Schweißausbrüche und Herzrasen auslösen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit)) hält eine tägliche Aufnahme von 3 Milligramm (mgkurz fürMilligramm) Koffein pro Kilogramm Körpergewicht bei Kindern und Jugendlichen für gesundheitlich unbedenklich. Jugendliche mit einem Körpergewicht von 50 Kilogramm würden diesen Wert beim Verzehr von zwei handelsüblichen Energy Drinks (80 mgkurz fürMilligramm Koffein je 250 Milliliter-Dose) bereits überschreiten.

Ob und welche gesundheitlichen Folgen ein dauerhaft hoher Konsum von Energy Drinks abseits akuter negativer Effekte für die Herzgesundheit von Heranwachsenden hat, war bisher nicht bekannt. Dies wurde nun in der EDKAR-Studie (Energy Drinks und KARdiologisches Risiko) erstmals untersucht. Die Forschenden befragten dazu zunächst mehr als 5000 Berliner Schülerinnen und Schüler zwischen 15 und 18 Jahren zu ihrem Konsum von Energy Drinks und zu zahlreichen anderen Lebensstilfaktoren, etwa ob und wie viel sie rauchen oder Alkohol trinken. Jugendliche, die angaben, seit mindestens 1 Jahr an mindestens 4 Tagen in der Woche Energy Drinks getrunken zu haben und damit täglich allein über diese Getränke mehr als 3 mgkurz fürMilligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht aufgenommen hatten, wurden zu einer kardiologischen Untersuchung eingeladen. Insgesamt wurden kardiologische Daten von 97 Jugendlichen mit chronisch hohem Konsum mit denen von 160 Jugendlichen einer Kontrollgruppe verglichen. Die Jugendlichen der Kontrollgruppe hatten in den vergangenen 12 Monaten keine Energy Drinks getrunken und aus anderen Quellen wie Kaffee oder Tee nicht mehr als 80 mgkurz fürMilligramm Koffein in der Woche aufgenommen. Es wurden der Blutdruck und die Herzrate gemessen, im EKG (Elektrokardiogramm) die Herzfrequenz und der Herzrhythmus bestimmt und mit der Echokardiographie die Herzstruktur und -funktion genau analysiert.

Die Auswertung ergab, dass bei den hier untersuchten Jugendlichen ein chronisch hoher Energy Drink-Konsum keinen Einfluss auf die Herzgesundheit hatte. Es zeigten sich bei den untersuchten Parametern keine statistisch bedeutsamen und/oder klinisch relevanten Unterschiede zwischen chronischen Hochkonsumenten und der Kontrollgruppe. Ungeachtet dessen wird der gesundheitliche Richtwert der EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) durch die Studienergebnisse nicht infrage gestellt. Tatsächlich gab fast die Hälfte der Vielverzehrenden an, schon einmal unerwünschte Wirkungen nach dem Konsum eines Energy Drinks verspürt zu haben. Die Betroffenen berichteten demnach am häufigsten von Herzklopfen oder Herzrasen, schlechtem Schlaf, Kopfschmerzen und einem Druck- bzw. Engegefühl in der Brust. Obwohl die bekannten akuten Effekte hoher Koffein-Dosen auf das Herzkreislaufsystem also auch bei den Studienteilnehmenden mit chronisch hohem Energy Drink-Konsum vermehrt aufgetreten waren, scheinen sie am Herzen zunächst keine Spuren hinterlassen zu haben. „Die Daten legen nahe, dass das Herzkreislaufsystem der Heranwachsenden anpassungsfähig genug ist, mögliche negative Auswirkungen der Energy Drinks aufzufangen, zumindest für eine Zeit“, erläutert Weikert. Auch Gewöhnungseffekte spielten dabei vermutlich eine Rolle.

Ob und wie sich ein längerfristiger hoher Konsum gegebenenfalls in späteren Jahren auf die Gesundheit auswirken könnte, ist unklar. Potentiell gefährdet sind nach Ansicht der Forschenden vor allem Menschen mit Vorerkrankungen oder mit zusätzlichen Risikofaktoren. Besondere Vorsicht sei auch geboten beim gleichzeitigen Verzehr von Energy Drinks und Alkohol oder anderen Partydrogen – mit Blick auf akute, aber auch auf langfristige gesundheitliche Folgen.

Link zur Studie: Externer Link:https://link.springer.com/article/10.1007/s10654-025-01292-z

Über das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebens- und Futtermittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.