Mikroplastik: Diskrepanz zwischen wissenschaftlichem Kenntnisstand und öffentlicher Wahrnehmung Nach dem derzeitigen Stand des Wissens keine belastbaren Hinweise auf gesundheitliche Risiken für den Menschen
Darum geht es:
Mikroplastik ist inzwischen fast überall zu finden: In der Atemluft, in Lebensmitteln und sogar in menschlichen Organen. Ob und in welchem Maß dadurch Gesundheitsrisiken entstehen, wird in Wissenschaft und Öffentlichkeit intensiv diskutiert. Während die wissenschaftliche Bewertung derzeit keine abschließende Aussage zu gesundheitlichen Auswirkungen von Mikroplastik zulässt, zeigt sich die Öffentlichkeit besorgt. In einer neuen Externer Link:Übersichtsarbeit, die kürzlich im Deutschen Ärzteblatt unter dem Titel „Mikroplastik: Evidenzlage zu gesundheitlichen Auswirkungen und öffentlicher Wahrnehmung“ veröffentlicht wurde, nimmt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung) eine aktuelle Einordnung der Kluft zwischen öffentlicher Wahrnehmung und wissenschaftlichem Kenntnisstand vor.
Die im Deutschen Ärzteblatt veröffentlichte Studie verdeutlicht, wie stark sich die öffentliche Wahrnehmung von der wissenschaftlichen Einschätzung unterscheidet. In einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage gaben über 80 Prozent der Befragten an, Mikroplastik im Körper könne bestehende Erkrankungen verschlimmern. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft stellt Mikroplastik jedoch eher ein geringes Gesundheitsrisiko für den Menschen dar. Gleichzeitig besteht weiterhin Forschungsbedarf – insbesondere in Bezug auf die genauen Wirkmechanismen von Mikroplastik im menschlichen Körper.
Mikroplastikpartikel wandern vorrangig durch Einatmen oder Verschlucken in den Organismus. Ein großer Teil der aufgenommenen Partikel wird jedoch offenbar unverändert wieder ausgeschieden. Lediglich ein geringer Anteil kann unter bestimmten Bedingungen ins Gewebe oder Blut gelangen. Einzelne Studien haben Mikroplastik unter anderem im Gehirn, in der Lunge und in Fortpflanzungsorganen von Menschen nachgewiesen. Diese Funde erlauben jedoch keine Rückschlüsse auf mögliche gesundheitliche Wirkungen. Ein kausaler Zusammenhang zwischen dem Vorkommen von Mikroplastik im Körper und konkreten Erkrankungen ist nach heutigem Wissensstand nicht belegt.
Die Bewertung gesundheitlicher Risiken wird zudem durch methodische Einschränkungen erschwert, da die Studien häufig auf kleinen Stichproben beruhen und/oder es methodische Unsicherheiten bei der Identifizierung und Quantifizierung von Mikroplastik gibt. Bislang existieren weder international standardisierte Nachweisverfahren noch harmonisierte Studienprotokolle, die eine vergleichbare und belastbare Risikobewertung erlauben würden. Darüber hinaus gibt es erhebliche Unsicherheiten hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen einer chronischen ExpositionExpositionZum Glossareintrag, insbesondere im Hinblick auf sehr kleine Partikel (Nanoplastik), deren Verhalten im Organismus weitgehend unbekannt ist.
Das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung beobachtet die wissenschaftliche Entwicklung in diesem Bereich kontinuierlich und lädt heute auch gemeinsam mit der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) zum Externer Link:Verbraucherschutzforum „Mikroplastik – Was wissen wir heute?“ ein. Die Veranstaltung beleuchtet den aktuellen Stand der Wissenschaft und fördert den Austausch zwischen Expertinnen und Experten aus Forschung, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Die Herausforderung der Risikokommunikation besteht darin, wissenschaftliche Unsicherheiten transparent darzustellen, ohne unbelegte Gesundheitsgefahren zu suggerieren. Ziel ist eine faktenbasierte und sachlich ausgewogene Kommunikation.
Weitere Informationen auf der BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung-Website zu Mikroplastik
- Fragen und Antworten zu Mikroplastik: Fakten, Forschung und offene Fragen Zur FAQ
- BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung-Pressemitteilung, Mikroplastik – Was wissen wir heute? Zur Pressemitteilung
- BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung-Mitteilung, Mikroplastik im Gehirn? BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung bewertet neue Studie – bislang keine Hinweise auf gesundheitliche Risiken Zur Mitteilung
- BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung-Podcast, Mikroplastik: Kleine Partikel – großes Risiko? Externer Link: Zum Podcast