Aktualisierte FAQ des BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung vom 13. April 2010
Seit Ende April 2009 berichten die Medien über Fälle von „Schweinegrippe“, die beim Menschen aufgetreten sind. Die Fälle wurden zunächst aus Mexiko gemeldet, dort kam es in der Folge der Virusinfektion auch zu Todesfällen. Mittlerweile hat sich das Virus auf der ganzen Welt verbreitet.
Das neue Grippevirus hat nicht nur Ähnlichkeiten mit Grippeviren, die bei Schweinen vorkommen, sondern auch mit solchen, die bei Vögeln und Menschen vorkommen. Da zudem bislang eine Ansteckung eines Menschen durch den Kontakt zu Schweinen nicht nachgewiesen wurde, ist der Begriff „Schweinegrippe“ irreführend. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat deshalb offiziell die Bezeichnung Influenza A/H1N1 eingeführt.
Im Zuge der Berichterstattung wurde das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung häufig gefragt, ob das Virus über den Verzehr von Lebensmitteln, die vom Schwein stammen, auf den Menschen übertragen werden kann. Im Folgenden hat das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung die Antworten auf diese und andere häufig gestellten Fragen zur neuen Grippe Influenza A/H1N1 zusammengefasst:
[Accordion] Fragen und Antworten zur neuen Grippe Influenza A/H1N: Schweinefleisch und daraus hergestellte Lebensmittel sind keine Infektionsquelle
Bei Menschen ist Grippe eine sehr ansteckende akute Atemwegserkrankung, die durch Influenza-Viren ausgelöst wird. Derzeit ist unklar, wo und in welchem Organismus das Influenza A/H1N1-Virus entstanden ist. Es hat Ähnlichkeiten mit Schweineviren, wird jedoch von Mensch zu Mensch übertragen, und bisher ist eine Ansteckung von Menschen durch Kontakt zu Schweinen noch nicht nachgewiesen worden. Nur in zwei Fällen, in Kanada und Argentinien, wurde das Virus bisher in Schweinen nachgewiesen. Sie waren offenbar durch erkrankte Menschen infiziert worden. Insofern ist die Bezeichnung „Schweinegrippe“ für diese Virusinfektion irreführend. Im August 2009 ist das Virus in Chile auch erstmals bei Puten gefunden worden.
Auch bei Schweinen kann durch einen oder mehrere Influenza A-Stämme eine Grippe entstehen. Schweine können mit mehreren Influenza-Viren gleichzeitig infiziert sein. Auf diesem Weg kann im infizierten Schwein ein neues Grippe-Virus entstehen, wenn die Gene verschiedener Virus-Typen sich mischen. In der Regel sind Infektionen mit der Schweinegrippe auf Schweine beschränkt. In seltenen Fällen überschreitet das Virus aber die Art-Schranke, so dass sich auch Menschen im Umgang mit lebenden Schweinen anstecken können. Die Entstehung solcher neuartiger Influenzastämme kann in Regionen geschehen, in denen Menschen und Tiere auf sehr engem Raum unter hygienisch unzureichenden Bedingungen zusammenleben.
Informationen zur Schweinegrippe beim Tier und zur Übertragung des Virus vom Tier auf den Menschen finden Sie auf der Internetseite des Friedrich-Loeffler-Instituts: www.fli.bund.de
Fälle von humanen Infektionen sind weltweit bestätigt worden. Auch in Deutschland sind mehrere Tausend Fälle gemeldet worden. Informationen über den aktuellen Stand der Verbreitung der Influenza A/H1N1 finden Sie auf den Internetseiten des Robert Koch-Instituts und der Weltgesundheitsorganisation:
www.rki.de
Der Verlauf der Grippe in Mexiko macht deutlich, dass das Virus fast ausschließlich von Mensch zu Mensch über Tröpfchen-Infektion, also über Niesen oder Husten, übertragen wird.
Informationen zur Übertragung des Influenza A/H1N1-Virus zwischen Menschen finden Sie auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts: www.rki.bund.de
Bislang ist kein Fall bekannt, in dem sich ein Mensch über Lebensmittel mit dem Influenza A/H1N1-Virus infiziert hat. Ungeachtet dessen sollten Verbraucher grundsätzlich bei der Zubereitung von Fleisch immer auf bestimmte Hygienemaßnahmen achten. Wer Fleisch bei der Zubereitung mindestens zwei Minuten lang auf mindestens 70 Grad Celsius erhitzt, schützt sich vor Erkrankungen, die durch Mikroorganismen übertragen werden. Dazu zählen nicht nur Viren, sondern beispielsweise auch Bakterien wie Salmonellen oder Listerien.
Im Merkblatt „Schutz vor Lebensmittelinfektionen im Privathaushalt“ hat das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung weitere Hygiene-Tipps zusammengefasst:
www.bfr.bund.de/cm/238/verbrauchertipps_schutz_vor_lebensmittelinfektionen_im_privathaushalt.pdf
Grippe wird bekanntermaßen über eine Inhalation des Virus übertragen, vor allem über Tröpfchen-Infektion, aber auch über Staub, der den Erreger enthält. Eine Infektion über den Verzehr von Lebensmitteln ist bislang nicht bekannt.
Eine indirekte Übertragung des H1N1-Virus von einer infizierten Person über ein Lebensmittel auf eine andere Person ist unwahrscheinlich. Die Stabilität der Influenzaviren in der Umwelt und auf Lebensmitteln ist abhängig vom Virenstamm, wird jedoch vom BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung als niedrig angesehen. Allerdings liegen zurzeit keine validen Daten über die Stabilität des H1N1-Virus auf Lebensmitteln und über die orale Infektionsdosis vor. Auch wenn eine Übertragung der Viren über Lebensmittel unwahrscheinlich ist, sollten Personen, die Symptome von Infektionskrankheiten zeigen, generell keine Lebensmittel für andere herstellen oder verarbeiten. Dies gilt auch im Hinblick auf andere Infektionserkrankungen.