Sie befinden sich hier:
Merkblatt "Jodmangel und Schwangerschaft" erschienen - Ratschläge für Ärzte
03/1994, 27.07.1994
Das letzte Merkblatt für Ärzte des am 01.07.1994
aufgelösten BGA, das die Nr. 58 trägt, weist auf die
gesundheitlichen Gefahren hin, die der in Deutschland immer noch
bestehende Jodmangel für Schwangere und Stillende sowie das sich
entwickelnde und gestillte Kind darstellt.
Die Zielgruppe Ärzte wird aufgefordert, verstärkt
Jodprophylaxe bei diesen Risikogruppen zu betreiben.
Der Rat von Ärzten hat bei Patienten und Verbrauchern einen
hohen Stellenwert.
In der Schwangerschaft und Stillzeit kommt es zu einem
gesteigerten Jodbedarf, der keinesfalls allein mit der üblichen
Nahrung und Verwendung von Jodsalz im Haushalt abgedeckt werden
kann.
Wird die notwendige Jodmenge von 230 bzw. 260 Mikrogramm pro Tag
nicht vom Körper aufgenommen, kann sich als Zeichen eines
Jodmangels ein sog. Schwangerschaftskropf entwickeln.
Das größte Risiko droht jedoch dem ungeborenen Kind.
Spätestens ab 10.-12. Schwangerschaftswoche braucht die
Schilddrüse des sich entwickelnden Kindes unabhängig von
der Mutter ausreichend Jod, da die Schilddrüsenhormone der
Mutter nur in sehr geringem Maße durch die Plazentaschranke zu
dem Kind gelangen.
Besonders die frühkindliche Entwicklung des zentralen
Nervensystems, Körperwachstum und -reifung sind von einer
ausreichenden Jodversorgung abhängig.
Das gilt auch für den gestillten Säugling, da der Jodgehalt
der Muttermilch ebenfalls vom Jodversorgungsstatus der Mutter
abhängig ist.
Die durch ernährungsbedingten Jodmangel induzierten
Krankheitsbilder sind überflüssig und vermeidbar.
Zur unabdingbaren Prophylaxe gehören nach Auffassung des
Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und
Veterinärmedizin folgende Maßnahmen:
- Ausschließliche Verwendung von jodiertem Speisesalz bzw. jodiertem Kochsalzersatz im Haushalt.
- Bevorzugung der unter Verwendung von jodiertem Speisesalz hergestellten Lebensmitteln, insbesondere Brot und Fleischwaren.
- Regelmäßiger Verzehr von Seefisch und Milch.
- Tägliche Substitution von 150-200 Mikrogramm Jod (z.B. in Tablettenform), sofern alle übrigen genannten Maßnahmen nicht zu einer deutlichen Verbesserung des Jodversorgungsniveaus geführt haben oder nicht möglich sind.
Das Merkblatt nimmt auch zu vermeintlichen Risiken und
Kontraindikationen der Jodprophylaxe Stellung.
Die Diskussion über die Notwendigkeit der Jodsalzprophylaxe bzw.
über bestehende Vorbehalte in der Bevölkerung muß
sachlich geführt werden.
Das Merkblatt ist ausschließlich beim Arbeitskreis Jodmangel, Postfach 1541, 64505 Groß-Gerau (Tel.: 06152/40 021, Fax: 06152/81 788) zu beziehen.