Nationales Referenzlabor für Campylobacter

Hintergrund

Das Reservoir für Campylobacter-Bakterien bilden warmblütige Wild-, Nutz- und Heimtiere (Vögel und Säugetiere), ohne dass diese klinische Symptome einer Erkrankung zeigen. Beim Menschen sind die durch Campylobacter verursachten Infektionskrankheiten vor allem mit Durchfall verbunden. In der Bundesrepublik Deutschland, wie in anderen europäischen Ländern auch, ist Campylobacter der häufigste Erreger von bakteriellen Darminfektionen (Enteritis).

Campylobacter-Infektionen des Menschen sind meistens lebensmittelassoziiert. Eine der Hauptinfektionsquellen sind unzureichend erhitztes oder kontaminiertes Geflügelfleisch und das Zubereiten von rohem Hühnerfleisch mit Übertragung der Keime auf fertig zu verzehrende Lebensmittel, wie z. B. Salat (s. Video „Dem Keim auf der Spur“ unten auf dieser Homepage). Weitere Infektionsquellen können nicht pasteurisierte Milch, rohes Hackfleisch, nicht aufbereitetes Trinkwasser, die Aufnahme von Oberflächenwasser und Haustiere sein.

Aufgaben

Im Vordergrund der Arbeiten stehen Routine- und Forschungsarbeiten zur Charakterisierung und Differenzierung von Campylobacter-Isolaten, die von Tieren, Lebensmitteln und Umweltproben stammen. Für epidemiologische Untersuchungen stehen verschiedene molekularbiologische Methoden, einschließlich der Ganzgenomsequenzierung zur Verfügung.

Arbeitsschwerpunkte des NRL für Campylobacter

Das Nationale Referenzlabor für Campylobacter am BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung hat folgende Arbeitsschwerpunkte:

  • Wahrnehmung der Aufgaben im Rahmen der Zoonosen-Überwachungsrichtlinie 2003/99/EG
  • Mikro- und molekularbiologische Diagnostik von Campylobacter spp. und Arcobacter spp.
  • Ausrichtung von Laborvergleichsuntersuchungen zur qualitativen und quantitativen Detektion von Campylobacter in relevanten Matrizes, wie z. B. Hühnerfleisch/-haut, Rohmilch und Hühnerzäkuminhalt.
  • Herstellung quantitativer Referenzstandards
  • Antibiotikaresistenztestung von Campylobacter spp.
  • Unterstützung bei der Aufklärung von Infektketten
  • molekularbiologische Feintypisierung (mittels MLST, flaA-/porA-Sequenzierung, cpn60, cgMLST und SNP-Analyse)
  • Molekularbiologie der Resistenz von Campylobacter spp.
  • Schnellnachweise mittels PCR und Real-time PCR
  • Stammsammlung
  • Beratung
Kategorie Für Labore

Einsendung von Isolaten und Proben

Labore können Materialien (Isolate, Lebensmittel, sonstige) zur Untersuchung an die Nationalen Referenzlaboraorien schicken.

Forschung

Campylobacter spp. sind anspruchsvolle Bakterien, die sich im Gegensatz zu den meisten anderen Lebensmittel-assoziierten Keimen schwer in vitro kultivieren lassen. Der kulturelle Nachweis lebender Bakterien in Lebensmitteln stellt jedoch derzeitig die Grundlage für eine Risikobewertung von Campylobacter belasteten Lebensmitteln dar. Zudem weist Campylobacter eine hohe genetische Variabilität auf, die eine Adaptation an unterschiedliche Umgebungen ermöglicht und das Überleben des Keims im Wirtsorganismus und in der Lebensmittelkette verbessert.

Schwerpunkte der Forschung am NRL für Campylobacter

Aufgrund der Besonderheiten des Keims stehen folgende Schwerpunkte im Mittelpunkt der Forschung des NRL Campylobacter:

  • Entwicklung, Validierung und Standardisierung neuer molekularbiologischer Techniken zum Nachweis und zur Genotypisierung von Campylobacter spp.
  • Entwicklung alternativer Verfahren zur kultivierungs-unabhängigen Quantifizierung von lebenden Campylobacter
  • Anwendung kultivierungs-unabhängiger Methoden zur verbesserten Analyse der Persistenz von Campylobacter in Lebensmitteln und zur Identifikation von Transmissionswegen
  • Untersuchungen zur Ausbreitung von resistenten Campylobacter-Isolaten einschließlich der zugrundeliegenden Resistenzgene
  • Horizontaler Gentransfer in Campylobacter spp. als treibende Kraft genomischer Variabilität und Adaptation an unterschiedliche ökologische Nischen (tierischer Wirt, Lebensmittel, humaner Wirt)
  • Identifikation unbekannter sowie veränderter Campylobacter Keime

Drittmittelprojekte

  • Prävention und Bekämpfung von Campylobacter-Infektionen: Ein „One-Health“-Ansatz (PAC-Campy)
    09/2017-08/2022
  • CHANCE - Typisierung von Campylobacter aus Gebieten mit hoher Selektion zur Entwicklung neuer Warnsignal-Tools zum Bestehen globaler Herausforderungen erhöhter Antibiotikaresistenz
    03/2020-02/2023

Ansprechpersonen

Team / AufgabenTelefonE-Mail

Dr. Kerstin Stingl

Mikro- und Molekularbiologie (Leiterin)

-24206kerstin.stingl@bfr.bund.de

Dr. Janine Heise

Mikro- und Molekularbiologie
(Stellv. Leiterin)

 -24201Janine.heise@bfr.bund.de

Dr. Sarah Brüggemann-Schwarze

Mikro- und Molekularbiologie (Wissenschaftl. Mitarbeiterin)

 -24207

sarah.brueggemann-schwarze@bfr.bund.de 

 

Christiane Buhler

Speziesdifferenzierung, Mikrobiologie, Enzymtests (MTA)

-24214christiane.buhler@bfr.bund.de

Marie-Theres Knüver

Speziesdifferenzierung, Next Generation Sequencing, horizontaler Gentransfer (Dipl.-Biol.)

-24220marie-theres.knuever@bfr.bund.de

Maja Thieck

Speziesdifferenzierung, Antibiotikaresistenzen (BTA)

-24202maja.thieck@bfr.bund.de

Sandra Preuß

Speziesdifferenzierung, Next Generation Sequencing, horizontaler Gentransfer (Biotechnologin, B. SC.)

-24231sandra.preuss@bfr.bund.de

Julia Golz

Mikro- und Molekularbiologie (Postdoc)

-24218julia.golz@bfr.bund.de

Imke Wulsten

Mikro- und Molekularbiologie
EsRAM Projekt (Doktorandin, M. Sc. Biologie)

-24210imke.wulsten@bfr.bund.de

Juan Cruz Goenaga

Speziesdifferenzierung, Mikro- und Molekularbiologie, Antibiotikaresistenzen (Lebensmitteltechnologe)

 -24211juan-cruz.goenaga@bfr.bund.de

Michael Zarske

Mikro- und Molekularbiologie CHANCE-Projekt (Doktorand, M. Sc. Lebensmitteltechnologie)

 -24229michael.zarske@bfr.bund.de

Kontakt

Dr. Kerstin Stingl Leitung Nationales Referenzlabor für Campylobacter Postanschrift: Bundesinstitut für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung)
Diedersdorfer Weg 1
12277 Berlin
Deutschland
Telefon: 030-18412-24206 030-18412-24206 E-Mail: NRL-Campy@bfr.bund.de

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