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Konsiliarlabor für Yersinien

Yersinia (Y.) enterocolitica und Y. pseudotuberculosis sind enteropathogene Bakterien-Spezies, die als Yersiniosen bezeichnete Enteritiden verursachen. Yersiniosen treten nach Aufnahme kontaminierter Nahrung (insbesondere rohe Schweinefleischprodukte, z. B. Mett) meist sporadisch auf, Ausbrüche sind eher selten.

Am stärksten betroffen sind in der Regel Kleinkinder bis zu einem Alter von 3 Jahren, bei denen die Yersinien eine selbstlimitierende, akute Magen-Darm-Entzündung mit Fieber, wässrigem bis blutigem Durchfall und Erbrechen hervorrufen. Bei Schulkindern und Jugendlichen kommt es meist zu einer schmerzhaften Entzündung im Bauchbereich (mesenteriale Lymphadenitis), die eine Blinddarmentzündung vortäuschen kann. Bei Erwachsenen können auch Symptome wie bei grippalen Infekten vorkommen. Liegen Grunderkrankungen vor, (z. B. Diabetis mellitus, Leberzirrhose, Immunsuppression), können Leberabszesse und Entzündungen der Herzinnenhaut, des Herzbeutels oder des Brust- bzw. Rippenfells auftreten. Als Spätfolgen sind Gelenkentzündungen (reaktive Arthritis), eine dauerhafte Entzündung des Dünndarms (Pseudocrohn) und akute Entzündungen des Unterhautfettgewebes (Erythema nodosum) bekannt.

Yersiniosen stellen in Deutschland die dritthäufigste bakteriell verursachte Magen-Darm-Erkrankung dar (ca. 2.400 gemeldete Fälle im Jahr 2018). Die allermeisten dieser Infektionen werden durch Y. enterocolitica verursacht, wobei das Hausschwein das größte natürliche Reservoir für die Bakterien darstellt. Y. pseudotuberculosis hingegen kommt häufiger in Wildtieren (Nager, Vögel, Wildschweine) vor. Die minimale Infektionsdosis für eine enteritische Yersinia-Infektion ist nicht genau bekannt, es werden hier Werte zwischen  104 und 108 Kolonie-bildenden Einheiten angegeben. Yersinien sind in der Lage, bei Kühlschrank-Temperaturen zu wachsen, daher kann es in kontaminierten Lebensmitteln zu einer Anreicherung der Bakterien auch unter diesen Bedingungen kommen. Während Schweinefleischprodukte häufig mit Y. enterocolitica belastet sind und zu Infektionen führen, wurde bei Erkrankungen durch Y. pseudotuberculosis über den Verzehr von rohem Gemüse (Karotten, Salat) berichtet, wobei nicht bekannt ist, wie diese Lebensmittel kontaminiert wurden. In Deutschland sind Darminfektionen des Menschen mit Y. enterocolitica meldepflichtig. Infektionen mit Y. pseudotuberculosis unterliegen hingegen nur der Meldepflicht, wenn eine örtliche und zeitliche Häufung auf eine schwerwiegende Gefahr für die Allgemeinheit hinweist.

Arbeitsschwerpunkte des Konsiliarlabors:

  • Nachweis und Differenzierung der Erreger aus Lebensmitteln und tierischen Untersuchungsproben mit Hilfe kultureller (Selektivanreicherung), biochemischer (Bunte Reihe), serologischer (Agglutinationstest) und molekularer (Polymerase-Kettenreaktion, PCR) Verfahren.
  • Optimierung der Methoden zum kulturellen Nachweis von Yersinien in Lebensmitteln
  • Beratung zu Fragen der mikrobiologischen Diagnostik (Erregernachweis und Serodiagnostik) und Erregertypisierung
  • Kultivierung von Yersinien und Stammsammlung
  • Organisation von Laborvergleichsuntersuchungen
  • Forschung zum horizontalen Gentransfer und Erregerwandel bei Yersinien

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Ansprechpartner

Leiter:
Dr. Stefan Hertwig

Telefon
030-18412-24502

E-Mail
stefan.hertwig@bfr.bund.de

 

Stellvertreter:
Dr. Jens-André Hammerl

Telefon
030-18412-24501

E-Mail
jens-andre.hammerl@bfr.bund.de

 

Fax
030-18412-24599

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