Aktualisierte FAQ des BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung vom 29 November 2016
Das Rauchen von Wasserpfeifen, auch Shisha oder Hubble-Bubble genannt, ist unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen populär. Oft wird angenommen, der Konsum von Wasserpfeifen sei wesentlich weniger gesundheitsschädlich als das Rauchen von Zigaretten. Allerdings stimmt dies so nicht: Wasserpfeifen stellen keine harmlose Alternative zur Zigarette dar; man muss im Gegenteil davon ausgehen, dass die von Wasserpfeifenrauch ausgehenden Gesundheits- und Suchtgefahren ähnlich hoch sind. Wegen der mangelnden Datenlage über die Auswirkungen von Wasserpfeifenrauch ist eine Risikoeinschätzung allerdings derzeit nur in Ansätzen möglich. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung) hat ausgewählte Fragen und Antworten zum Thema Wasserpfeifen zusammengestellt.
[Accordion] Ausgewählte Fragen und Antworten zu Wasserpfeifen
Wasserpfeifen- und Zigarettenrauch enthalten die gleichen suchtgefährdenden bzw. gesundheitsschädlichen Substanzen Nikotin, Teer und Kohlenmonoxid. Auch die im Vergleich zur Zigarette wesentlich geringere Temperatur im Tabak der Wasserpfeife bedeutet nicht, dass der Rauch damit arm oder gar frei von gesundheitsgefährdenden Stoffen ist. Einige gesundheitsgefährdende Stoffe, beispielsweise Nikotin oder Kohlenmonoxid, kommen im Wasserpfeifenrauch sogar in größeren Mengen vor als im Zigarettenrauch.
Vergleicht man einen durchschnittlichen Wasserpfeifenraucher, der ein bis zwei Wasserpfeifen pro Woche raucht, mit einem durchschnittlichen Zigarettenraucher, der 20-30 Zigaretten am Tag raucht, dann muss das Zigarettenrauchen bezüglich der Gesundheitsrisiken deutlich kritischer eingeschätzt werden. Allerdings bestehen für Wasserpfeifenraucher, die zwei bis drei Tabakköpfe pro Tag rauchen, nach heutigem Kenntnisstand ähnliche gesundheitliche Risiken wie für Zigarettenraucher.
Ein langjähriger Wasserpfeifenkonsum kann die Lungenfunktionen verschlechtern und erhöht das Risiko, an Tumoren zu erkranken. Darüber hinaus sind Frauen, die während der Schwangerschaft Wasserpfeife rauchen, stärker gefährdet, ein Kind mit niedrigem Geburtsgewicht zu gebären.
Hierzu gibt es keine einfache Antwort: Es gibt derzeit zwei Vergleiche. Der eine beruht auf dem Rauchvolumen, der andere auf der ausgeschiedenen Cotininmenge. Cotinin entsteht im menschlichen Körper als Abbauprodukt des Nikotins und wird über den Urin ausgeschieden.
Eine WHO-Arbeitsgruppe (TobLabNET) hat die Rauchvolumina, die Zigarettenraucher und Wasserpfeifenraucher inhalieren, miteinander verglichen. Sie kam zu dem Ergebnis, dass ein Wasserpfeifenraucher, der eine Wasserpfeife raucht, ein Rauchvolumen inhaliert, welches dem Volumen entspricht, das ein Zigarettenraucher inhaliert, wenn er 100 Zigaretten raucht. Diesen Vergleich hält das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung aber für ungeeignet, da zum einen der falsche Eindruck entstehen könnte, dass eine Wasserpfeife so gefährlich sei wie 100 Zigaretten, und zum anderen aus Sicht des BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung aussagekräftige Vergleiche nur auf der Basis der aufgenommenen Rauchinhaltsstoffe vorgenommen werden können.
Der zweite Vergleich stammt aus einer Auswertung verschiedener Studien, die die Ausscheidung von Cotinin über den Urin untersuchten. Danach kann folgende Einteilung vorgenommen werden:
- Ein täglicher Wasserpfeifenkonsum (eine Wasserpfeife pro Tag) führt im 24-Stunden-Urin zu einem Cotiningehalt, der dem Konsum von 10 Zigaretten pro Tag entspricht.
- Ein gelegentlicher Wasserpfeifenkonsum (eine Wasserpfeife in vier Tagen) führt zu einem Cotiningehalt im 24-Stunden-Urin, der dem Konsum von zwei Zigaretten pro Tag entspricht.
Das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung hält diesen Vergleich der Cotininausscheidung im Gegensatz zum oben erwähnten Vergleich der Rauchvolumina für aussagekräftiger und akzeptabel, da er in direktem Zusammenhang mit dem inhalierten suchtauslösenden Nikotin steht. Für weitere Rauchinhaltsstoffe fehlen bislang die Daten; hier besteht Forschungsbedarf.
Neuere Studien zur Zusammensetzung des Wasserpfeifenrauches zeigen, dass dieser hohe Mengen an Kohlenmonoxid, Benzol, Nikotin und Teer enthält. Weiterhin wurden auch Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Tabakspezifische Nitrosamine (TSNA), Primäre Aromatische Amine (PAA), Feuchthaltemittel wie Glycerin und 1,2-Propandiol sowie Carbonyle detektiert. Einige Vertreter dieser gesundheitsgefährdenden Stoffgruppen, wie z. B. Benzo[a]pyren (PAK), N-Nitrosonornikotin (TSNA) und 2-Naphthylamin (PAA) sind nachweislich krebserzeugend. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass gesundheitlich bedenkliche Metalle, einschließlich Arsen, Chrom, Nickel und Cadmium, im Rauch der Wasserpfeife zu finden sind. Bei Untersuchungen zu den Abbauprodukten von Nikotin und Kohlenmonoxid im menschlichen Körper zeigte sich, dass Wasserpfeifenraucher erhebliche Mengen dieser gesundheitsschädlichen Substanzen aufnehmen. Im Fall von Kohlenmonoxid sogar wesentlich mehr als Zigarettenraucher.
Im Gegensatz zur Zigarette wird der Tabak in der Wasserpfeife nicht direkt verbrannt, sondern bei niedrigen Temperaturen verschwelt. Zur Erhitzung des Tabaks wird Wasserpfeifenkohle verwendet. Diese trägt somit ebenfalls zur Zusammensetzung des Rauches bei. Bei der Verbrennung der Kohle entstehen erhebliche Mengen an Kohlenmonoxid, Benzol sowie PAK, die dann vom Wasserpfeifenraucher aufgenommen werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob selbstzündende oder unbehandelte Kohle für die Wasserpfeife verwendet wird. Generell gilt, je mehr Kohle in einem Rauchvorgang verwendet wird, desto höher ist auch die mögliche Belastung mit diesen gesundheitsschädlichen Stoffen.
Auch der Rauch von tabakfreien Wasserpfeifen enthält eine Vielzahl an Substanzen, die potenziell gesundheitsgefährdend sind. Zu diesem Ergebnis kommt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung) aufgrund einer Auswertung verschiedener wissenschaftlicher Untersuchungen sowie eigener experimenteller Messungen.
Zu den tabakfreien Produkten für Wasserpfeifen zählen z. B. Dampfsteine, Kräutermischungen und Gele. Die gesundheitlichen Risiken werden durch die Freisetzung kanzerogener und anderer gesundheitsschädlicher Stoffe während der Verbrennungsprozesse hervorgerufen. Dies belegen auch Studien zu den kurz- und langfristigen Folgen. Die gesundheitlich bedenklichen Substanzen entstehen vor allem durch die Verbrennungsprozesse von Kohle. Aber auch bei elektrischen Wasserpfeifen sowie beim Erhitzen von Dampfsteinen oder Shishapasten finden Pyrolyseprozesse (thermische Zersetzung organischer Verbindungen) statt, so dass toxische Substanzen eingeatmet werden.
Vor dem Hintergrund, dass in Deutschland immer mehr Menschen Wasserpfeife rauchen, führte das Institut verschiedene Studien zu möglichen Gesundheitsgefahren, die mit dem Rauchen von Wasserpfeife verbunden sein können, durch. Ein vordringliches Problem besteht in der Freisetzung von Kohlenmonoxid, das in hohen Mengen vom Raucher aufgenommen werden kann. Das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt daher dringend Messungen des Kohlenmonoxidgehaltes in der Raumluft von Shisha-Cafés, um die möglichen Gesundheitsgefahren für Mitarbeiter und Gäste zu klären.
Damit auf den Verpackungen von Wasserpfeifentabak die Inhaltsstoffe im Rauch angegeben werden können, müssen in Zukunft standardisierte Methoden für die Gehaltsbestimmung gesundheitsgefährdender Stoffe entwickelt werden. Im Rahmen der gesundheitlichen Aufklärung sollte nicht nur auf die Gesundheitsgefahren durch das Rauchen von Zigaretten, sondern auch auf Risiken im Zusammenhang mit dem Rauchen von Wasserpfeifen hingewiesen werden.