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Darum geht es:
Chlorate sind Salze der Chlorsäure. Natrium- und Kaliumchlorat wurden in der Vergangenheit vor allem zur Unkrautbekämpfung eingesetzt. In der EU ist der Einsatz von Chlorat als Wirkstoff in Pflanzenschutzmitteln oder Biozidprodukten nicht mehr gestattet. Chlorat kann jedoch auch als Nebenprodukt bei der Lagerung oder Verwendung von chlorhaltigen Substanzen zur Reinigung oder Desinfektion entstehen. Die Hauptquelle für Chlorate in Lebensmitteln ist nach aktuellem Stand der Erkenntnisse der Kontakt mit Wasser, das mit chlorhaltigen Produkten behandelt wurde. So können beispielsweise entsprechende Rückstände nach einer Reinigung oder Desinfektion auf Arbeitsflächen oder in Maschinen verbleiben und über diesen Weg in Lebensmittel gelangen.
Nachdem wiederholt Chlorat in Lebensmitteln nachgewiesen wurde, hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit)) im Jahr 2015 die gesundheitlichen Risiken durch Chlorat in Lebensmitteln bewertet. Auf dieser Basis und unter Berücksichtigung der in Lebensmitteln tatsächlich gemessenen Chloratgehalte hat die Europäische Union (EU) Rückstandshöchstgehalte für Chlorat in Lebensmitteln festgelegt.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung) hat Fragen und Antworten zum Thema zusammengestellt.
Fragen und Antworten zu Chlorat in Lebensmitteln
Chlorate sind Salze der Chlorsäure (HClO3), die aus dem Chlorat-Anion (CIO3-) und verschiedenen Kationen bestehen. Bekannte Chloratverbindungen sind z. B. Natrium- und Kaliumchlorat. Es ist nicht bekannt, welche Chloratverbindungen in den Lebensmitteln enthalten waren, in denen Chlorat gemessen wurde.
Natrium- und Kaliumchlorat wurden in der Vergangenheit zur Unkrautbekämpfung eingesetzt. In der EU sind heutzutage keine Anwendungen von Pflanzenschutzmitteln oder Biozidprodukten mehr gestattet, die Chlorat als Wirkstoff enthalten. Chlorat kann jedoch bei der Lagerung oder Verwendung von chlorhaltigen Substanzen zur Reinigung oder Desinfektion als Nebenprodukt entstehen.
In Lebensmittel gelangen Chlorate nach aktuellem Stand der Erkenntnisse über den Kontakt mit Wasser, das zuvor mit chlorhaltigen Biozidprodukten behandelt wurde. Bei der Nutzung solcher Produkte kann Chlorat als Nebenprodukt entstehen oder bereits in einem Produkt während der Lagerung entstanden sein. Reste davon können nach einer Reinigung oder einem Desinfektionsvorgang auf Oberflächen oder Geräten verbleiben und über diesen Weg in Lebensmittel gelangen. Manchen Lebensmitteln wird bei der Herstellung auch Wasser zugesetzt.
Nehmen Menschen wiederholt Chlorat auf, kann dies die Aufnahme von Jod hemmen und gegebenenfalls zu Mangelerscheinungen führen. Diese Hemmung kann bei Risikogruppen zeitweilige Veränderungen des Schilddrüsenhormonspiegels verursachen. Besonders Personen mit Schilddrüsenerkrankungen, mit Jodmangel sowie Neugeborene und Kinder können von unerwünschten Wirkungen betroffen sein. Eine weitere kritische Gruppe sind Schwangere, die bereits eine Schilddrüsenfunktionsstörung aufweisen. Die Hemmung der Jodaufnahme durch Chlorat ist jedoch nicht dauerhaft: Wird kein Chlorat mehr aufgenommen, normalisiert sich die Jodaufnahme nach einiger Zeit wieder. Eine einmalige Aufnahme von Chlorat wirkt sich nicht nennenswert auf die Hemmung der Jodaufnahme aus. Die Aufnahme von höheren Chloratkonzentrationen kann jedoch bereits bei einmaliger Aufnahme zu einer Schädigung der roten Blutkörperchen führen.
Die EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) hat für Chlorat eine tolerable tägliche Aufnahmemenge (Externer Link:TDI, tolerable daily intake) von 0,003 Milligramm (mgkurz fürMilligramm) pro Kilogramm (kgkurz fürKilogramm) Körpergewicht abgeleitet. Basierend auf dem Effekt, dass bei einmaliger Aufnahme höherer Chloratkonzentrationen die roten Blutkörperchen geschädigt werden können, hat die EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) außerdem eine akute Referenzdosis (ARfDkurz fürAcute Reference Dose (akute Referenzdosis)) von 0,036 mgkurz fürMilligramm pro kgkurz fürKilogramm Körpergewicht für Chlorat abgeleitet.
Die erlaubten Rückstandshöchstgehalte von Pflanzenschutzmitteln in und auf Lebensmitteln sind in der EU einheitlich geregelt. Für Chlorat wurden im Jahr 2020 Externer Link:vorläufige Rückstandshöchstgehalte in Lebensmitteln festgesetzt. Die zulässigen Gehalte unterscheiden sich in Abhängigkeit von der Art des jeweiligen Lebensmittels und der darin zu erwartenden, unvermeidbaren Höhe des Rückstands. Als Grundlage für die Höchstgehalte wurden Messergebnisse zum tatsächlichen Vorkommen von Chlorat in Lebensmitteln aus den Jahren 2014 bis 2018 genutzt, die von Mitgliedstaaten und Lebensmittelunternehmern zur Verfügung gestellt wurden. Diese Höchstgehalte sollen anhand aktueller Daten zum Vorkommen in Lebensmitteln im Jahr 2025 überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Sie sollen so niedrig wie möglich sein und dem Externer Link:ALARA-Prinzip (ALARA = as low as reasonably achievable) folgen.
Die Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO) hat für Chlorat in Trink-wasser einen vorläufigen Richtwert von 0,7 mgkurz fürMilligramm pro Liter Trinkwasser veröffentlicht. Aktuell wird jedoch eine Absenkung dieses Wertes diskutiert. Die Regelungen in der deutschen Trinkwasserverordnung sind bereits deutlich strenger und schreiben für Chlorat einen zehnfach niedrigeren Grenzwert von 0,07 mgkurz fürMilligramm pro Liter Trinkwasser fest. Im Zuge einer unmittelbaren Gefahrenabwehr darf die Chloratkonzentration im Trinkwasser allerdings kurzfristig auf 0,7 mgkurz fürMilligramm pro Liter steigen, beispielsweise nach lokalen Verschmutzungen durch Lecks in Trinkwasserleitungen.
Auf Basis der ausgewerteten Daten zum Vorkommen von Chlorat in Lebensmitteln kommt die EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) in ihrer Stellungnahme zu dem Schluss, dass die wiederholte Aufnahme von Chlorat bei jüngeren Bevölkerungsgruppen mit leichtem bis moderatem Jodmangel Anlass zu Bedenken gibt, während eine einmalige Aufnahme als gesundheitlich unkritisch anzusehen ist.
Chlorat wird in einem breiten Spektrum von pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln nachgewiesen, häufig in tiefgefrorenen und verarbeiteten Lebensmitteln, Obstsäften und Salaten/Kräutern. Ursache für das Auftreten von Chlorat in diesen Produkten könnten Prozesse wie das Glacieren von Tiefkühlware, das Verdünnen von Saftkonzentraten oder das Waschen von Kräutern und Salaten mit chlorathaltigem Wasser sein.
Chloratrückstände wurden in Lebensmitteln aus zahlreichen Herkunftsländern nachgewiesen, darunter auch aus Deutschland.
Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich ausgewogen und abwechslungsreich ernähren. Der gesundheitliche Nutzen von Obst und Gemüse bleibt unumstritten.
Weitere Informationen auf der BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung-Website zu Chlorat in Lebensmitteln
- Stellungnahme zu Chlorat vom 15. Februar 2018 Download: Zur Stellungnahme Der Eintrag von Chlorat in die Nahrungskette sollte reduziert werden (PDF, 67 KB, nicht barrierefrei)
- Fragen und Antworten zu Pflanzenschutzmittelrückständen in Lebensmitteln Zu den FAQ
Über das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.