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Kategorie Fragen und Antworten

Perchlorat in Lebensmitteln Fragen und Antworten zu Herkunft und Gesundheitsrisiken

Perchlorate sind Salze der Perchlorsäure. Perchloratvorkommen in der Umwelt sind hauptsächlich durch den Menschen verursacht. In Minerallagerstätten einiger Länder kann Perchlorat jedoch auch natürlich vorkommen. Perchlorate wurden – anders als einige Chlorate – in der Europäischen Union (EU) nie als Pflanzenschutzmittel- oder Biozidwirkstoff genehmigt. Perchlorat kann jedoch bei der Nutzung von chlorhaltigen Substanzen zur Reinigung oder Desinfektion als Nebenprodukt entstehen. Die Hauptquelle für Perchlorate in Lebensmitteln ist nach aktuellem Stand der Erkenntnisse der Kontakt mit Wasser, das mit chlorhaltigen Produkten behandelt wurde. So können beispielsweise entsprechende Rückstände nach einer Reinigung oder Desinfektion auf Arbeitsflächen oder in Maschinen verbleiben und über diesem Weg in Lebensmittel gelangen.

In der Vergangenheit wurde Perchlorat wiederholt in und auf bestimmten Lebensmitteln wie zum Beispiel Gemüse und Obst nachgewiesen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit)) hat deshalb die gesundheitlichen Risiken durch Perchlorat in Lebensmitteln im Jahr 2014 und erneut im Jahr Externer Link:2025 bewertet. Dabei hat sich gezeigt, dass die wiederholte Aufnahme von Perchlorat die Aufnahme von Jod hemmen und gegebenenfalls zu Mangelerscheinungen führen kann. Diese Hemmung kann bei Risikogruppen zeitweilige Veränderungen des Schilddrüsenhormonspiegels verursachen. 

Inzwischen wurden im Kontaminantenrecht Höchstgehalte für Perchlorat in Lebensmitteln festgelegt, und auch der erlaubte Gehalt in Düngemitteln wurde beschränkt.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung) hat Fragen und Antworten zum Thema zusammengestellt.

Fragen und Antworten zu Perchlorat in Lebensmitteln

Perchlorate sind Salze der Perchlorsäure (HClO4), die aus dem Perchlorat-Anion (CIO4-) und verschiedenen Kationen bestehen. Bekannte Perchloratverbindungen sind Ammonium-perchlorat sowie verschiedene Metallsalze (Barium-, Kalium-, Lithium-, Magnesium- und Sil-berperchlorat). Es ist nicht bekannt, welche Perchloratverbindungen in den Lebensmitteln enthalten waren, in denen Perchlorat gemessen wurde.

Perchlorat ist meistens anthropogenen Ursprungs, d. h. durch den Menschen hergestellt, es kann aber auch natürlich vorkommen. In einigen Ländern, wie z. B. Chile, kommen Perchlorate natürlicherweise in höheren Konzentrationen im Boden vor. Der sogenannte Chilesalpeter, der als Düngemittel verwendet wird, kann Perchlorat enthalten. Perchlorate werden auch als Industriechemikalien und Arzneimittel, besonders als Raketentreibstoffe und in Feuerwerkskörpern verwendet. Sie können auch durch oxidative Vorgänge in der Atmosphäre gebildet werden oder bei der Verwendung chlorhaltiger Desinfektionsmittel in geringen Mengen entstehen. Derzeit dürfen Perchlorate in der EU weder als Pflanzenschutzmittel- noch als Biozidwirkstoffe eingesetzt werden.

In Lebensmittel gelangen Perchlorate nach aktuellem Stand der Erkenntnisse vor allem über den Kontakt mit Wasser, das zuvor mit chlorhaltigen Biozidprodukten behandelt wurde. Bei der Nutzung solcher Produkte kann Perchlorat als Nebenprodukt entstehen. Reste davon können nach einer Reinigung oder einem Desinfektionsvorgang auf Oberflächen oder Geräten verbleiben und über diesen Weg in Lebensmittel gelangen. Manchen Lebensmitteln wird bei der Herstellung auch Wasser zugesetzt.

Perchlorat kann außerdem aus Düngemitteln in Pflanzen und somit in pflanzliche Lebensmittel übergehen und wird insbesondere in die Blätter transportiert. Laut EU‑Düngeprodukte‑Verordnung darf in einem anorganischen Makronährstoff-Düngemittel der Perchloratgehalt 50 Milligramm (mgkurz fürMilligramm) / Kilogramm (kgkurz fürKilogramm) Trockenmasse nicht überschreiten. Auch aus der Verwendung in Industriechemikalien, Raketentreibstoffen oder Feuerwerkskörpern kann Perchlorat in die Umwelt und nachfolgend in Lebensmittel gelangen. 

Nehmen Menschen wiederholt Perchlorat auf, kann dies die Aufnahme von Jod hemmen und gegebenenfalls zu Mangelerscheinungen führen. Diese Hemmung kann bei Risikogruppen zeitweilige Veränderungen des Schilddrüsenhormonspiegels verursachen. Besonders betroffen von unerwünschten Wirkungen können Personen mit Schilddrüsenerkrankungen, mit Jodmangel sowie Neugeborene und Kinder sein. Eine weitere kritische Gruppe sind Schwangere, die bereits eine Schilddrüsenfunktionsstörung aufweisen. Die Hemmung der Jodaufnahme durch Perchlorat ist jedoch nicht dauerhaft: Wird kein Perchlorat mehr aufgenommen, normalisiert sich die Jodaufnahme nach einiger Zeit wieder.

Die EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) hat für Perchlorat eine tolerable tägliche Aufnahmemenge (Externer Link:TDI, tolerable daily intake) von 0,0014 Milligramm (mgkurz fürMilligramm) pro Kilogramm (kgkurz fürKilogramm) Körpergewicht abgeleitet, basierend auf einer Hemmung der Jodaufnahme bei gesunden Erwachsenen. Akute Gesundheitsgefahren durch die einmalige Aufnahme von Perchlorat in Lebensmitteln hält die EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) für unwahrscheinlich. Die EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) hat daher keine akute Referenzdosis (ARfDkurz fürAcute Reference Dose (akute Referenzdosis)) abgeleitet.

Höchstgehalte für Perchlorat sind EU-weit über das sogenannte Kontaminantenrecht geregelt. Mit Verordnung (EU) 2020/685 wurden konkrete Höchstgehalte für Perchlorat in unterschiedlichen Produktgruppen wie Obst und Gemüse, Tee, Kräutertee und Säuglingsnahrung festgesetzt.

Auf Basis der ausgewerteten Daten zum Vorkommen von Perchlorat in Lebensmitteln kommt die EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) in ihrer Stellungnahme zu dem Schluss, dass bei einmaliger Aufnahme von Perchlorat in Konzentrationen, die bislang in Lebensmitteln gemessen wurden, gesundheitliche Beeinträchtigungen unwahrscheinlich sind. Die wiederholte Aufnahme von Perchlorat kann jedoch Anlass zu Bedenken hinsichtlich dadurch bedingter gesundheitlicher Risiken geben, insbesondere für Säuglinge, die von Müttern mit Jodmangel gestillt werden oder Perchlorat-Rückstände über Säuglingsanfangsnahrung aufnehmen. Dies gilt bereits bei zweiwöchiger (kurzzeitiger) ExpositionExpositionZum Glossareintrag gegenüber Perchlorat. Perchloratgehalte in Lebensmitteln sollen daher die festgesetzten Höchstgehalte einhalten und insgesamt so niedrig wie möglich sein.

Perchloratrückstände wurden in Lebensmitteln aus zahlreichen Herkunftsländern gemessen, darunter auch in Obst und Gemüse aus Deutschland. 

Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich ausgewogen und abwechslungsreich ernähren. Der gesundheitliche Nutzen von Obst und Gemüse bleibt unumstritten.