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Die COPLANT-Studie - Forschung zu pflanzenbasierter Ernährung
COPLANT steht für COhort on PLANT-based Diets. Dahinter verbirgt sich die bisher größte geplante Kohortenstudie zu pflanzenbasierter Ernährung im deutschsprachigen Raum. Ab dem Jahr 2023 möchte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gemeinsam mit dem Max Rubner-Institut (MRI), dem Forschungsinstitut für pflanzenbasierte Ernährung (IFPE), und fünf universitären Partnern - Friedrich-Schiller-Universität Jena, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Universität Regensburg, Universität Wien - deutschlandweit ca. 6.000 Personen im Alter von 18-69 Jahren für die Studie gewinnen. Das Thünen-Institut ist für die Mitbearbeitung des Themas Nachhaltigkeit in die Studie eingebunden. Der Begriff „pflanzenbasierte Ernährung“ wurde in den letzten Jahren neu geprägt und umfasst Ernährungsweisen, deren Hauptbestandteile rein pflanzlichen Ursprungs sind - darunter Gemüse, Obst, Nüsse, Samen, Öle, (Vollkorn-) Getreide und Hülsenfrüchte. Je nach Ernährungsweise kommen Milchprodukte, Fisch, Meeresfrüchte und Eier hinzu. Gegenstand der COPLANT-Studie bilden die folgenden pflanzenbasierten Ernährungsweisen:
- vegan (keine tierischen Produkte)
- vegetarisch (kein Fleisch und Fisch, aber Milchprodukte und Eier)
- pescetarisch (kein Fleisch, aber Fisch)
Ziel ist es, neue Erkenntnisse zu den Vor- und Nachteilen pflanzenbasierter Ernährungsformen zu gewinnen. Es wird beispielsweise untersucht, welche Vitamine und Mineralstoffe ausreichend aufgenommen werden und welche zu kurz kommen. Was passiert im Stoffwechsel, wenn vollständig auf tierische Lebensmittel verzichtet wird? Wie wirken sich die einzelnen Ernährungsweisen auf die Körperzusammensetzung und die Knochengesundheit aus? Unterscheiden sich die pflanzenbasierten Ernährungsweisen von einer Mischkost hinsichtlich der Aufnahme von Kontaminanten, Rückständen oder anderen unerwünschten Substanzen? Außerdem möchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler herausfinden, mit welchen ökologischen, sozialen und ökonomischen Auswirkungen die Ernährungsweisen verbunden und wie nachhaltig diese insgesamt sind.
Datenlücken schließen
Obwohl das Interesse für vegane und vegetarische Ernährungsweisen stetig wächst, liegen derzeit nur wenige wissenschaftlich belastbare Daten zur pflanzenbasierten Kost vor. Ergebnisse früherer Studien zum Thema sind nicht unbedingt auf die heutigen Ernährungsformen übertragbar. Beispielsweise steigt das Angebot von veganen Lebensmitteln und Fleischersatzprodukten, die teilweise hochverarbeitet, zucker-, fett- und salzreich sind.
Die aktuellen größeren epidemiologischen Projekte in Deutschland schließen nahezu keine Veganerinnen und Veganer ein. Zudem werden die hier eingesetzten Ernährungserhebungsinstrumente einer pflanzenbasierten Ernährung nicht gerecht. Auch international liegen bislang nur wenige Daten zu pflanzenbasierten Ernährungsweisen - insbesondere zur veganen Ernährung - vor. So ist die gesundheitliche Einordnung dieser Ernährungsweisen im Sinne der Risikovorbeugung und -früherkennung derzeit kaum möglich. Erkenntnisse über Nachhaltigkeitswirkungen verschiedener Ernährungsweisen liegen bislang nur in einzelnen Facetten, jedoch nicht in der Gesamtschau aller relevanten Dimensionen Gesundheit, Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft vor. COPLANT soll das ändern, bestehende Datenlücken schließen und somit evidenzbasierte Ernährungsempfehlungen zu einer pflanzenbasierten und nachhaltigen Ernährung ermöglichen.
Besonderheiten zur Datenerhebung
Die Ernährung wird von allen Teilnehmenden detailliert mittels einer speziell für die Studie angepassten App an verschiedenen Tagen erfasst. Anders als in bisherigen Studien kann hierbei auch der Konsum von neuartigen veganen und vegetarischen Lebensmitteln umfassend ermittelt werden. Zudem wird untersucht, ob die jeweilige Ernährungsweise mit der Aufnahme von Schwermetallen, Schimmelpilzgiften oder anderen unerwünschten Stoffen einhergeht. Der Ernährungsstatus wird über Biomarker im Blut und Urin gemessen. Die Abgabe einer Stuhlprobe ermöglicht es, Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Ernährungsweisen und der Mikrobiota zu erfassen. Auch Schwangere und Stillende können an der Studie teilnehmen. Darüber hinaus werden nachhaltigkeitsrelevante Aspekte im Ernährungsverhalten analysiert.
Prävention und Behandlung von Volkskrankheiten
Um Zusammenhänge zwischen Ernährungsform und typischen Volkskrankheiten wie z. B. Typ 2 Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs beurteilen zu können, ist eine Nachbeobachtung der Studienteilnehmenden von mindestens 20 Jahren geplant. Die gesammelten Daten können wertvolle Einblicke für neue Präventions- und Therapiekonzepte liefern.
Eckdaten zum Studienablauf
Die Basisuntersuchung umfasst neben der ausführlichen Ernährungserhebung per App u. a. die Messung von:
- Körperzusammensetzung
- Knochengesundheit
- körperlicher Aktivität
Folgende Bioproben werden von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern genommen:
- Nüchtern-Blutproben
- Urinproben über 24 Stunden gesammelt
- Stuhlproben
Über einen Fragebogen werden u. a. folgende Punkte ermittelt:
- spezifische Aspekte der Ernährungsweise, z. B. Dauer der Ernährungsform, Motivation
- allgemeine Charakteristika, z. B. Alter, Geschlecht, Bildung und Beruf
- Gesundheit, darunter allgemeines Wohlbefinden sowie Vorliegen von Erkrankungen (z. B. Allergien)
- Lebensstilfaktoren, z. B. Rauchen und körperliche Aktivität
- Nachhaltigkeit in Bezug auf Ernährungsverhalten und Lebensführung
- Änderungen des Lebensstils durch die COVID-19-Pandemie
COPLANT in Zahlen
- Acht Studienzentren (Bundesinstitut für Risikobewertung (Berlin), Forschungsinstitut für pflanzenbasierte Ernährung (Gießen), Friedrich-Schiller-Universität Jena, Max Rubner-Institut (Karlsruhe), Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Universität Regensburg sowie Universität Wien)
- Circa 6.000 Probandinnen und Probanden im Alter von 18-69 Jahren mit veganer, vegetarischer, pescetarischer oder gemischter Ernährungsweise (800 pro Studienzentrum, 200 pro Ernährungsweise).
- 20 Jahre Nachbeobachtung