Risiken erkennen, Schwangere schützen

Schwangere Frau sitzt auf dem Sofa mit einer Schüssel Salat.
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Schwangerschaft bedeutet eine Anpassung wichtiger physiologischer Prozesse. Dies bedeutet auch, dass bestimmte Verzehrgewohnheiten oder Lebensstilfaktoren höhere gesundheitliche Risiken für die werdende Mutter und ihr ungeborenes Kind im Vergleich zur übrigen Bevölkerung bergen können. 

Risiken erkennen, gesund ernährt ins Leben starten

Schwangere und Stillende zählen zu den besonders sensiblen Gruppen, die in der Risikobewertung besonders beachtet werden müssen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung) hat wichtige Bewertungen und Empfehlungen für den Verzehr von Lebens- und Genussmitteln während der Schwangerschaft und Stillzeit zusammengestellt. 

Nahrungsergänzungsmittel und Mikronährstoffe in der Schwangerschaft

Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Mischkost trägt zu einer optimalen Versorgung der Schwangeren und ihres ungeborenen Kindes bei. Darüber hinaus wird Schwangeren die Supplementierung mit Folsäure und Jod empfohlen.

Folsäure 

Schwangeren wird zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels mit Folsäure empfohlen, weil dadurch das Risiko für Fehlbildungen des Nervensystems (Neuralrohrdefekte, wie z.B. Spina bifida, alltagssprachlich als „offener Rücken“ bezeichnet) reduziert werden kann. Mit der Einnahme sollte bereits mindestens vier Wochen vor Beginn einer Schwangerschaft oder ab dem Kinderwunsch begonnen werden – und diese bis zum Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels fortgesetzt werden. Die Empfehlung lautet: 400 μg synthetische Folsäure pro Tag oder äquivalente Dosen anderer Folate in Tablettenform.

Jod

Auch ist es für Schwangere in Deutschland schwierig, allein über die Ernährung die wünschenswerte Zufuhr an Jod von 230 µgkurz fürMikrogramm pro Tag zu erreichen. Zudem ist eine ausreichende Jodversorgung des Fötus bzw. des Säuglings eine wichtige Voraussetzung für eine optimale körperliche und geistige Entwicklung.

Daher wird für Schwangere und auch für Stillende - nach vorheriger Jodanamnese - eine individuelle Supplementierung mit Jodtabletten in Höhe von 100 (bis 150) µgkurz fürMikrogramm pro Tag empfohlen.

Supplementierung anderer Mikronährstoffe in der Schwangerschaft: Ärztliche Empfehlung notwendig

Ob weitere Nährstoffe zu ergänzen sind, ist im Einzelfall zu prüfen. Einer zusätzlichen Einnahme von anderen Mikronährstoffen sollte immer eine ärztliche Empfehlung vorausgehen. Ob zum Beispiel Eisen in der Schwangerschaft zusätzlich eingenommen werden muss, wird bei den ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen labordiagnostisch überprüft. 

Keinesfalls sollte in der Schwangerschaft eine Selbstmedikation mit Nahrungsergänzungsmitteln, frei verkäuflichen Arzneimitteln oder scheinbar harmlosen Vitamin- oder Naturpräparaten durchgeführt werden. 

Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit

Eine ausgewogene und nähstoffreiche Ernährung ist wichtig in der Schwangerschaft. Sie wirkt sich nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Mutter und Kind aus. Optimale Entwicklung und Wachstum des ungeborenen Kindes erfordern eine angemessene Versorgung. 

Leberverzehr in der Schwangerschaft

Schwangere und Stillende haben im Vergleich zu anderen Frauen einen höheren Bedarf an Vitamin A; andererseits ist vor allem in den ersten Monaten der Schwangerschaft eine exzessive Vitamin-A-Zufuhr, insbesondere über Nahrungsergänzungsmittel, mit einem erhöhten Risiko für Fehlbildungen beim Kind verbunden. Bereits seit den 1990er Jahren wird aufgrund von sehr hohen Vitamin-A-Gehalten in Schlachttierleber empfohlen, dass in der Schwangerschaft auf den Verzehr von Leber aller Tierarten verzichtet wird, und dass Schwangere und Kleinkinder beim Verzehr von leberhaltigen Produkten sehr zurückhaltend sind. Angesichts jüngerer Monitoringergebnisse (BVLkurz fürBundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, 2016) wird diese Empfehlung aufrechterhalten.

Besonderheiten bei Fisch und Wild

Fisch enthält wichtige Nährstoffe, insbesondere ist er reich an Jod, Vitamin D und langkettigen Omega-3-Fettsäuren wie Docosahexaensäure (DHA). Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt daher, auch in der Schwangerschaft und Stillzeit ein bis zweimal pro Woche fettreichen Fisch zu verzehren. Bei Verzicht auf den Verzehr von fettreichem Fisch sollte eine Supplementation mit DHA erfolgen. Darüber hinaus wird Schwangeren geraten, hauptsächlich Fischarten zu verzehren, die vergleichsweise geringe Gehalte an Quecksilber enthalten. Fischarten mit potentiell höherem Methylquecksilbergehalt wie beispielsweise Seeteufel, Heilbutt, Barsch oder Seehecht sollten von Schwangeren gemieden werden. 

Von Wildverzehr vor und während der Schwangerschaft wird abgeraten, wenn es mit bleihaltiger Munition geschossen wurde. Kinder sollten frühestens ab dem siebten Lebensjahr Wild verzehren. 

Frauen in gebärfähigem Alter inklusive Schwangere und Stillende sowie Kinder sollten außerdem vorsorglich auf den Genuss von Wildschweininnereien verzichten, da Innereien von Wild, insbesondere von Wildschweinen, hohe Gehalte an PFAS, Dioxinen und PCB aufweisen können.

Vegetarische Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit

Eine vegetarische Ernährung mit Milch(-produkten) und Eiern (ovolaktovegetarisch) während der Schwangerschaft und Stillzeit kann bei einer gezielten Lebensmittelauswahl den Bedarf an den meisten Nährstoffen decken. Die Empfehlung zur Supplementierung von Folsäure vor und im ersten Schwangerschaftsdrittel sowie von Jod in Schwangerschaft und Stillzeit gilt selbstverständlich auch bei vegetarischer Ernährung. Bei Verzicht auf einen regelmäßigen Fischverzehr sollte in der Schwangerschaft zusätzlich DHA eingenommen werden. Darüber hinaus rät das Netzwerk Gesund ins Leben, Frauen bei vegetarischer Ernährung in der Schwangerschaft zur Absicherung einer ausreichenden Nährstoffversorgung zu einer gezielten Beratung.

Vegane Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit

Bei einer rein veganen Ernährung während der Schwangerschaft und Stillzeit ist eine ausreichende Nährstoffversorgung nicht möglich. 

Wenn dennoch eine vor der Schwangerschaft begonnene vegane Ernährungsweise fortgeführt werden soll, sind eine qualifizierte Ernährungsberatung und – neben der Einnahme von Folsäure und Jod – die Einnahme weiterer Supplemente notwendig, um die Versorgung mit essentiellen Nährstoffen sicherzustellen. Insbesondere sollte ein Vitamin-B12-Präparat eingenommen werden und der Vitamin B12 Status ggf. ärztlich überprüft werden, da eine Unterversorgung mit Vitamin B12 zu einer Schädigung des Nervensystems des Kindes führen kann. 

Alkohol, Rauchen und andere Risiken

Lebensmittelinfektionen

Infektionen während der Schwangerschaft sollten vermieden werden, da sie für die Schwangere und das ungeborene Kind ein erhöhtes Risiko bedeuten. Besonders wichtig zur Vermeidung von Infektionen ist die persönliche Hygiene und die Lebensmittelhygiene. Lebensmittel, die vergleichsweise häufig Krankheitserreger enthalten, sollten gemieden oder vor dem Verzehr ausreichend erhitzt werden. Dazu gehören vor allem rohe oder nicht ausreichend erhitzte Lebensmittel tierischen Ursprungs, diverse Käsesorten und Fischerzeugnisse, rohe Sprossen, Tiefkühlbeeren sowie Feinkost und Antipasti (z. B. Oliven) aus offenen Gefäßen, in Restaurants oder Kantinen. Frisches Obst und Gemüse sollten vor dem Verzehr sorgfältig gewaschen werden. Gemüse, das mit Erde in Kontakt gekommen ist, sollte getrennt von anderen Lebensmitteln gelagert und vor dem Verzehr ausreichend erhitzt werden.

Infektionsrisiken durch Lebensmittelhygiene reduzieren

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