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Tragen von Handschuhen beim Ausweiden schützt Jäger vor Hepatitis E

38/2015, 14.12.2015

Studie bestätigt die Notwendigkeit sorgfältiger Hygienemaßnahmen bei der Gewinnung und Zubereitung von Wildschweinfleisch

Wildschweine können Träger des Hepatitis E-Virus (HEV) sein. Für Jäger besteht durch direkten Kontakt zu Wildschweinen bei der jagdlichen Gewinnung von Wildschweinfleisch deshalb ein erhöhtes Infektionsrisiko. „Dieses Risiko kann durch das Tragen von Handschuhen beim Aufbrechen und Zerlegen des Wildkörpers und der anschließenden Zubereitung von jagdlich gewonnenem Wildschweinfleisch erheblich verringert werden“, zieht  BfR-Präsident  Professor Dr. Dr. Andreas Hensel als Fazit aus den Ergebnissen einer neuen Studie, die das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Zusammenarbeit mit anderen Forschungseinrichtungen durchführte. „Jäger können sich durch das Tragen von Handschuhen folglich vor einer HEV-Infektion wirksam schützen.“ Das BfR nimmt diese Studie deshalb zum Anlass, auf seine Empfehlungen zu verbesserten Hygienemaßnahmen beim Aufbrechen, bei der Zerlegung und der Zubereitung von Wildschweinen - auch im Hinblick auf den Schutz vor anderen Infektionserregern - hinzuweisen.

Die Hepatitis E ist eine akute Leberentzündung, die durch das Hepatitis E-Virus (HEV) hervorgerufen wird. In den letzten Jahren stieg die Zahl der gemeldeten Hepatitis E-Fälle in Deutschland stark an. Bereits frühere Studien haben gezeigt, dass das Hepatitis E-Virus (HEV) in Haus- und Wildschweinen in Deutschland weit verbreitet ist. Die infizierten Tiere zeigen keine Erkrankungszeichen, können das Virus aber auf den Menschen übertragen.

Anlass für die Studie war ein Fall von akuter Hepatitis E bei einem Familienangehörigen eines Jägers. Im Jahr 2012 initiierte das zuständige Veterinäramt des Kreises, in dem die Jägerfamilie lebt, eine Studie, die durch das BfR koordiniert und in enger Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt, dem Friedrich-Loeffler-Institut und dem Robert Koch-Institut durchgeführt wurde. Ziel war die Ermittlung der Verbreitung des Hepatitis E-Virus und von HEV-spezifischen Antikörpern bei Jägern des Landkreises sowie bei den Wildschweinen ihrer Jagdgebiete. Darüber hinaus sollten Risikofaktoren und Schutzfaktoren hinsichtlich einer HEV-Übertragung auf die Jäger identifiziert werden. Hierfür wurden zum einen das Blut der Jäger und der erlegten Wildscheine untersucht. Zum andern wurden die Jäger hinsichtlich ihres Jagdverhaltens mittels eigens dafür erstellter Fragebögen befragt. Das Ergebnis der Untersuchungen: Insgesamt hatten 21 % der 126 untersuchten Jäger Antikörper gegen HEV im Blut, was etwa mit der für die Allgemeinbevölkerung in Deutschland ermittelten Prävalenz (17 %) vergleichbar ist. Besonders die Altersgruppe der über 70-jährigen Jäger zeigte eine sehr hohe HEV-Antikörper-Nachweisrate von 67 %, deren genaue Ursache bisher ungeklärt ist. Bei den 46 erlegten Wildschweinen zeigten sich deutliche lokale Unterschiede beim Nachweis von HEV und HEV-spezifischen Antikörpern. Abhängig vom Ort ihrer Erlegung wurden Antikörper in 22 % bis 47 % der Tiere vorgefunden. Träger von HEV waren 0 % bis 33 % der Tiere, wobei das Virus sehr häufig in der Leber und in einem Fall auch in der Muskulatur nachgewiesen wurde.

Die Auswertung der Fragebögen zeigte: In einem Gebiet mit sehr hoher HEV-Durchseuchung bei den Wildschweinen hatten Jäger, die beim Ausweiden der Tiere häufig Handschuhe trugen, eine um 88 % niedrigere Nachweisrate HEV-spezifischer Antikörper als Jäger, die darauf verzichteten.

Das Tragen von Handschuhen beim Ausweiden und Zerlegen von Wildschweinen ist daher ein wirksamer Schutz vor einer Übertragung des Hepatitis E Virus. Generell ist auch im Hinblick auf andere Infektionserreger beim Aufbrechen von Wildtieren auf sorgfältige Hygiene zu achten. Der HEV-Nachweis in Leber und Muskelfleisch der Wildschweine weist auch auf die Möglichkeit einer Virus-Übertragung durch vom Wildschwein gewonnene Lebensmittel hin. Sorgfältige Küchenhygiene und ein vollständiges Durcherhitzen des Wildschweinfleisches und der Fleischprodukte vor dem Verzehr stellen den wirksamsten Schutz vor einer Virusübertragung auf diesem Weg dar. Das BfR hat verschiedene Hygiene-Empfehlungen zum Umgang mit Wild und Wildfleisch zusammengestellt, die auf der BfR-Homepage zu finden sind.

Die Studie wurde im Oktober 2015 im Journal BMC Infectious Diseases veröffentlicht http://www.biomedcentral.com/1471-2334/15/440 .

Über das BfR

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

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Information

 (3)
Datum Titel Größe
14.12.2015
Information Nr. 047/2015 des BfR
Tragen von Handschuhen beim Ausweiden schützt Jäger vor Hepatitis E 33.7 KB
PDF-Datei
19.06.2013
Information des BfR
Fachgespräch „Wildbrethygiene“ am 20. März 2013 59.7 KB
PDF-Datei
02.01.2006
Information Nr. 01/2006 des BfR
Tipps für Jäger zum Umgang mit Wildfleisch 52.5 KB
PDF-Datei

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Publikationen - Merkblätter für Verbraucher

 (1)
Datum Titel Größe
16.12.2013
Merkblatt für Verbraucher
Verbrauchertipps: Schutz vor viralen Lebensmittelinfektionen 1.1 MB
PDF-Datei

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