EHEC-Ausbruch 2011

Von Mai bis Juli 2011 kam es in Deutschland zu einem gehäuften Auftreten von Erkrankungsfällen mit dem hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) und blutigen Durchfällen im Zusammenhang mit einer Infektion durch Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) des Serotyps O104:H4. Das Erkrankungsgeschehen betraf alle Bundesländer, aber vor allem Norddeutschland.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts wurden dem EHEC-Ausbruch 2011 fast 4000 Erkrankungsfälle zugeordnet; 53 Personen verstarben in Folge der EHEC-Infektion. Damit handelte es sich um den bisher größten Krankheitsausbruch durch EHEC-Infektionen in Deutschland und bezogen auf die Anzahl der HUS-Fälle um den größten weltweit beschriebenen derartigen Ausbruch. Auch wenn der mikrobiologische Beweis fehlt, werden aus Ägypten importierte Bockshornkleesamen, welche in einem niedersächsischen Gartenbaubetrieb und von Privatpersonen zur Sprossenproduktion verwendet wurden, als Ursache des EHEC-Ausbruchs 2011 angesehen. Wo und wie die Samen mit dem Ausbruchserreger in Kontakt kamen, ließ sich allerdings nicht ermitteln.

Ausbruchsuntersuchungen zum EHEC-Ausbruch 2011

Das BfR hat die epidemiologische und mikrobiologische Ausbruchsuntersuchung des Bundes und der Länder umfassend unterstützt.

Durch Auswertung und Vergleich von Lieferlisten und Vertriebswegen verzehrter Lebensmittel aus 41 gut charakterisierten Ausbruchsclustern war es möglich, einen Zusammenhang zu gelieferten Sprossen aus einem niedersächsischen Gartenbaubetrieb herzustellen. Nachdem im Juni 2011 auch in Frankreich Infektionen durch EHEC O104:H4 aufgetreten waren, gelang es, das verdächtigte Lebensmittel „Sprossen“ noch weiter einzugrenzen. Die in der Nähe von Bordeaux erkrankten Personen hatten Sprossen verzehrt, die in einem französischen Freizeitheim für Kinder aus drei verschiedenen Samenarten produziert worden waren. Allein Bockshornklee-Sprossen waren sowohl in der in Frankreich verzehrten Sprossenmischung als auch in Sprossenmischungen des niedersächsischen Gartenbaubetriebs enthalten, welche mit den untersuchten Ausbruchsclustern in Deutschland in Verbindung gebracht wurden. Darüber hinaus traten auch in Deutschland nach Verzehr von selbstgezogenen Sprossen aus Bockshornkleesamen derselben Charge Erkrankungsfälle im Rahmen des EHEC-Ausbruchs 2011 auf.

Die weiteren Ermittlungen auf EU-Ebene haben ergeben, dass eine bereits im Winter 2008/2009 in Ägypten produzierte Bockshornklee-Samencharge die einzige Verbindung zwischen den Erkrankungsfällen in Deutschland und Frankreich ist. Teilmengen dieser Bockshornklee-Samencharge wurden sowohl in dem niedersächsischen Gartenbaubetrieb als auch in dem französischen Freizeitheim zur Sprossenproduktion eingesetzt. Zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher ordnete die Europäische Kommission daraufhin den Rückruf und die unschädliche Beseitigung bestimmter Bockshornklee-Samenchargen aus Ägypten an und verhängte ein zeitlich begrenztes Importverbot für Bockshornkleesamen und weitere pflanzliche Lebensmittel aus Ägypten.

Das Risiko für Verbraucherinnen und Verbraucher, nach Rohverzehr von aus den Bockshornkleesamen hergestellten Sprossen an einer EHEC-Infektion zu erkranken, konnte durch den Rückruf und den Importstopp deutlich reduziert und der EHEC-Ausbruch 2011 eingedämmt werden.

Empfehlungen zum Verzehr von Sprossen

In Privathaushalten noch vorhandene Bockshornkleesamen, die vor Oktober 2011 gekauft wurden, sollten keinesfalls ausgesprosst werden. Sie sollten vorsichtshalber über den Hausmüll entsorgt werden. Wer auf den Verzehr dennoch nicht verzichten möchte, sollte sie ausschließlich zu erhitzten Gerichten verarbeiten.

Auch aus früheren Ausbruchsuntersuchungen ist bekannt, dass der Verzehr roher Sprossen zu Erkrankungen wie z. B. Salmonellosen führen kann. Der Grund dafür ist, dass die verwendeten Samen bereits mit Krankheitserregern kontaminiert sein können und die Anzuchtbe­dingungen für Sprossen (Wärme und Feuchtigkeit) eine Vermehrung dieser Krankheitserreger dann begünstigen.

Gründliches Waschen der Sprossen reicht nicht aus, um Krankheitserreger sicher zu eliminieren. Aber durch Kochen und Braten der Sprossen lassen sich möglicherweise vorhandene Krankheitserreger abtöten. Deshalb wird Personen mit nicht ausgebildeter oder geschwächter Immunabwehr (Kleinkinder, Schwangere, alte und kranke Menschen) empfohlen, Sprossen vorsichtshalber grundsätzlich nur nach ausreichender Erhitzung zu verzehren.

BfR-Risikobewertungen zum EHEC-Ausbruch 2011

Das BfR hat die Ergebnisse der Ausbruchsuntersuchung in drei Risikobewertungen analysiert und in Form von Stellungnahmen und Pressemitteilungen zum EHEC-Ausbruch 2011 über das Internet kommuniziert.

Das BfR-Wissenschaftsheft 04/2011 "EHEC-Ausbruch 2011 - Aufklärung des Ausbruchs entlang der Lebensmittelkette PDF-Datei (5.9 MB)" fasst die Ergebnisse zusammen.

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Stellungnahmen

 (11)
Datum Titel Größe
26.07.2011
Aktualisierte Stellungnahme Nr. 031/2011 des BfR
Bedeutung von EHEC O104:H4 in Bockshornkleesamen, die zu anderen Lebensmitteln als Sprossen und Keimlingen weiterverarbeitet werden 122.0 KB
PDF-Datei
05.07.2011
Stellungnahme Nr. 023/2011 des BfR
Bedeutung von Sprossen und Keimlingen sowie Samen zur Sprossenherstellung im EHEC O104:H4 Ausbruchsgeschehen im Mai und Juni 2011 442.9 KB
PDF-Datei
23.11.2011
Stellungnahme Nr. 049/2011 des BfR
EHEC-Ausbruch 2011: Aktualisierte Analyse und abgeleitete Handlungsempfehlungen 174.1 KB
PDF-Datei
31.05.2011
Stellungnahme Nr. 016/2011 des BfR
EHEC-Erreger noch nicht typisiert: Tomaten, Salatgurken und Blattsalate sollten dennoch weiterhin nicht roh verzehrt werden 27.7 KB
PDF-Datei
26.05.2011
Stellungnahme Nr. 015/2011 des BfR
EHEC: Tomaten, Salatgurken und Blattsalate sollten weiterhin nicht roh verzehrt werden 27.3 KB
PDF-Datei
06.06.2011
Stellungnahme Nr. 020/2011 des BfR
EHEC: Was macht das BfR im aktuellen EHEC-Ausbruchsgeschehen? 42.0 KB
PDF-Datei
18.06.2011
Stellungnahme Nr. 021/2011 des BfR
EHEC: Zum Schutz vor Infektionen ist das Einhalten allgemeiner Hygieneregeln besonders wichtig 44.4 KB
PDF-Datei
07.06.2011
Stellungnahme Nr. 019/2011 des BfR
Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC) O104:H4: ein erstes bakteriologisches Kurzporträt 32.5 KB
PDF-Datei
30.06.2011
Stellungnahme Nr. 022/2011 des BfR
Samen von Bockshornklee mit hoher Wahrscheinlichkeit für EHEC O104:H4 Ausbruch verantwortlich 47.0 KB
PDF-Datei
06.06.2011
Stellungnahme Nr. 018/2011 des BfR
Sprossen und Keimlinge als mögliche Ursache der EHEC-Infektionen: BfR unterstützt Niedersachsen bei der Aufklärung 36.9 KB
PDF-Datei
25.05.2011
Gemeinsame Stellungnahme Nr. 014/2011 des BfR und RKI
Vorläufige Ergebnisse der EHEC / HUS-Studie 27.4 KB
PDF-Datei

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Fragen und Antworten

 (4)
Datum Titel Größe
31.08.2007
FAQ des BfR
Fragen und Antworten zu EHEC 40.6 KB
PDF-Datei
15.06.2011
Aktualisierte FAQ des BfR
Fragen und Antworten zu EHEC-Infektionen durch pflanzliche Lebensmittel 52.3 KB
PDF-Datei
06.07.2011
Aktualisierte FAQ des BfR
Fragen und Antworten zur Herkunft des Enterohämorrhagischen E. coli O104:H4 38.6 KB
PDF-Datei
22.07.2011
Aktualisierte FAQ des BfR
Fragen und Antworten zur Verwendung von Bockshornkleesamen in Lebensmitteln 43.1 KB
PDF-Datei

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Protokoll

 (1)
Datum Titel Größe
03.09.2012
Protokoll eines Sachverständigengesprächs im BfR
Hygiene bei der Sprossenherstellung 59.8 KB
PDF-Datei

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Publikationen - BfR-Wissenschaft

 (1)
Datum Titel Größe
23.12.2011
BfR-Wissenschaft 04/2011
EHEC-Ausbruch 2011 - Aufklärung des Ausbruchs entlang der Lebensmittelkette 5.9 MB
PDF-Datei

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Presseinformationen

 (11)
Datum Titel Schlagworte
23.12.2011
45/2011
EHEC-Ausbruch 2011: Ein Resümee aus Sicht der Risikobewertung Bakterien, EHEC - Enterohämorrhagische Escherichia coli, Escherichia coli
29.11.2011
41/2011
EHEC-Ausbruch 2011: Empfehlungen zum Umgang mit Sprossen Bakterien, EHEC - Enterohämorrhagische Escherichia coli, Escherichia coli
21.07.2011
23/2011
EHEC: BfR, BVL und RKI konkretisieren Verzehrsempfehlung zu rohen Sprossen und Keimlingen Bakterien, EHEC - Enterohämorrhagische Escherichia coli, Escherichia coli
05.07.2011
21/2011
EHEC O104:H4-Ausbruchsgeschehen in Deutschland aufgeklärt: Auslöser waren Sprossen von aus Ägypten importierten Bockshornkleesamen Bakterien, EHEC - Enterohämorrhagische Escherichia coli, Escherichia coli
12.06.2011
018/2011
EHEC-Ausbruch: BfR rät auch vom Verzehr von selbstgezogenen rohen Sprossen und Keimlingen ab Bakterien, EHEC - Enterohämorrhagische Escherichia coli, Escherichia coli
11.06.2011
17/2011
EHEC-Ausbruch: BfR bestätigt Kontamination von Sprossen mit O104:H4 Bakterien, EHEC - Enterohämorrhagische Escherichia coli, Escherichia coli
10.06.2011
16/2011
Neue Erkenntnisse zum EHEC-Ausbruch Bakterien, EHEC - Enterohämorrhagische Escherichia coli, Escherichia coli
09.06.2011
15/2011
Verzehrsempfehlungen dienen dem Schutz von Verbrauchern vor EHEC Bakterien, EHEC - Enterohämorrhagische Escherichia coli, Escherichia coli
03.06.2011
14/2011
Neue epidemiologische Daten untermauern bisherige Verzehrsempfehlung des BfR Bakterien, EHEC - Enterohämorrhagische Escherichia coli, Escherichia coli
01.06.2011
13/2011
EHEC-Keime auf spanischen Gurken stimmen nicht mit dem Erreger-Typ der betroffenen Patienten überein Bakterien, EHEC - Enterohämorrhagische Escherichia coli, Escherichia coli
31.05.2011
12/2011
BfR und ANSES entwickeln Test-System zur Identifikation von EHEC-Kontaminationen in Lebensmitteln EHEC - Enterohämorrhagische Escherichia coli

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EHEC-Krise

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