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Lebensmittelsicherheit
Bewertung gesundheitlicher Risiken
bestimmter „Sportlerlebensmittel“
Fit und schlank: Mit „Sportlerlebensmitteln“ – einer Be-
zeichnung, die für eine Gruppe verschiedenartiger Le-
bensmittel verwendet wird – sollen sportlich Aktive ange-
sprochen werden. Eine lebensmittelrechtliche Definition
gibt es für diese Produkte nicht. Sportlerlebensmittel sind
in verschiedenen Formen und Zusammensetzungen auf
dem Markt: von Sportlergetränken über Kohlenhydrat-
und Proteinkonzentrate bis hin zu verschiedenen Mikro-
nährstoffpräparaten, die als Nahrungsergänzungsmittel
vertrieben werden. Eine Gruppe von Sportlerlebensmit-
teln mit Marktbedeutung stellen Nahrungsergänzungs-
mittel mit Zusätzen verschiedener Substanzen dar, die
Stoffwechselfunktionen gezielt beeinflussen sollen – zum
Beispiel in Form von gesteigerter „Fettverbrennung“ und
schneller Gewichtsreduktion. In verschiedenen Fällen kön-
nen insbesondere über das Internet vertriebene Schlank-
heitsmittel gesundheitlich bedenkliche oder nicht hinrei-
chend untersuchte Substanzen enthalten.
So wird Hydroxycitronensäure (HCA) aus der Schale der
indischen Gewürzpflanze
Garcinia cambogia
gewonnen
und als
Garcinia-cambogia-
Extrakt oder unter Hervor-
hebung des HCA-Gehalts vor allem im Internet als Mittel
zur Gewichtsreduktion und gesteigerter „Fettverbrennung“
angeboten. Für die zurzeit in Deutschland oder über das
Internet erhältlichen HCA-Zubereitungen bestehen keine
verbindlichen Spezifikationen. Das BfR hat im Jahr 2015
eine gesundheitliche Bewertung von HCA-haltigen Zube-
reitungen durchgeführt. In Tierstudien wurden nach oraler
Aufnahme bestimmter HCA-haltiger
Garcinia-cambogia-
Extrakte in hohen Dosierungen hodentoxische Effekte bei
männlichen Ratten beschrieben. Allerdings zeigten Tier-
studien mit anderen Präparaten bei den dort verwende-
ten Dosierungen keine solchen Wirkungen. Es ist unklar,
inwieweit Befunde bei Versuchen mit einem Extrakt auf
andere Extrakte übertragbar sind. Die im Tierversuch bei
bestimmten HCA-haltigen Präparaten aufgetretenen ge-
sundheitlichen Effekte sind allerdings als schwerwiegend
einzustufen. Aus Humanstudien, bei denen geringere
Dosierungen als bei den Tierversuchen eingesetzt wur-
den, ergeben sich bisher keine Hinweise auf eine Hoden-
schädigung. Vor dem Hintergrund der Verdachtsmomente
aus den Tierstudien wurde der Aspekt der Hodentoxizität
jedoch in Humanstudien bislang nicht hinreichend unter-
sucht. Insofern bestehen in Abhängigkeit von den verwen-
deten HCA-haltigen
Garcinia-cambogia-
Extrakten und
deren Dosierung nach wie vor offene Fragen bezüglich
der Sicherheit einiger HCA-haltiger Schlankheitsmittel.
Bei 2,4-Dinitrophenol (DNP) handelt es sich um eine In-
dustriechemikalie, die durch eine Störung des normalen
Energiestoffwechsels die „Fettverbrennung“ erhöht: Es
sorgt dafür, dass die über die Nahrung aufgenomme-
nen Makronährstoffe nicht in für den Körper verwertba-
re Energie, sondern in Wärme umgewandelt werden. In
den 1930er-Jahren wurde DNP vor allem in den USA als
Arzneimittel eingesetzt, um den Stoffwechsel anzuregen
und so eine Gewichtsabnahme herbeizuführen. Aufgrund
schwerwiegender unerwünschter Wirkungen wurde DNP
kurz darauf wieder als Arzneimittel vom Markt genom-
men. DNP-haltige Produkte werden dennoch unerlaubt
als Schlankheitsmittel für Sporttreibende („Fatburner“) ins-
besondere über das Internet vertrieben. In der Bodybuil-
der-Szene wird DNP als besonders wirksam angepriesen;
jedoch kann es zu schwerwiegenden, lebensbedrohlichen
Vergiftungserscheinungen führen. In mehreren Ländern
gab es in den letzten Jahren sogar Todesfälle, die auf
den Konsum von DNP zurückzuführen sind. Das BfR hat
deshalb 2015 in einer Mitteilung auf die gesundheitlichen
Risiken von DNP-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln
hingewiesen: Mögliche Symptome einer akuten Vergiftung
mit DNP sind Übelkeit, Erbrechen, Schweißausbrüche,
Unruhe, Schwindel, Gelbfärbung der Haut, Hautrötun-
gen, Überhitzung des Körpers, Atemnot, Blutdruckabfall
und Herzrhythmusstörungen bis hin zu Koma und Tod.
Als tödliche orale Einmal-Dosis werden in der Literatur ein
bis drei Gramm DNP angegeben. Der Konsum geringerer
Mengen über längere Zeit kann zu gelblicher Trübung der
Augenlinse (grauem Star), Hautläsionen sowie zu Auswir-
kungen auf das Blut, Herz-Kreislauf- und Nervensystem
führen. Aufgrund der Anreicherung im Körper können
aber auch geringere, über mehrere Tage eingenommene
Mengen zu tödlichen Vergiftungen führen. Das BfR rät da-
her von der Einnahme von DNP dringend ab.
i
Ausführliche Informationen zu Dinitrophenol (DNP) hat
das BfR in der aktualisierten Mitteilung Nr. 046/2015
veröffentlicht unter:
www.bfr.bund.de > A-Z Index > Dinitrophenol (DNP)Garcinia cambogia
ist ein mittelgroßer, immergrüner
Baum mit orangengroßen, kürbisähnlichen Früchten,
der in Südasien beheimatet ist. Der in Extrakten
aus der Fruchtrinde gewonnenen Hydroxycitronen-
säure werden schlankheitsfördernde Wirkungen
zugeschrieben. In der Wissenschaft besteht dazu
jedoch noch keine einhellige Meinung. Eine valide
Bewertung durch die Europäische Behörde für Le-
bensmittelsicherheit (EFSA) liegt bislang nicht vor.