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Chemikaliensicherheit

men als auch für Menschen auszeichnen. Durch unsach-

gemäße Entlüftung kommen gelegentlich Vergiftungs-

unfälle bei Angestellten in Häfen oder von Importfirmen

vor. Da das Abgasungsverhalten dieser Mittel bisher we-

nig untersucht wurde, konnte das Gefährdungspotenzial

für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht zuverlässig

eingeschätzt werden. Daher wurden am BfR in Koope-

ration mit dem Zentralinstitut für Arbeitsmedizin sowie

dem Julius-Kühn-Institut experimentelle Begasungen von

Produkten wie Socken, Packpapier und Sonnenblumen-

kernen durchgeführt. Es zeigte sich, dass das Abgas-

ungsverhalten sowohl vom verwendeten Mittel als auch

vom begasten Produkt abhängig ist. Die Grenzwerte des

US Office of Environmental Health Hazard Assessment

für die chronische Exposition gegenüber den untersuch-

ten Begasungsmitteln wurden meist nach wenigen Tagen

unterschritten. Da aktuell in Transportcontainern gleich-

zeitig verschiedene Begasungsmittel identifiziert wurden,

werden weitere Experimente durchgeführt, um mögliche

kombinatorische Effekte abzuschätzen.

i

Weitere Informationen zu begasten Containern unter:

www.bfr.bund.de > A-Z Index > Begaste Container

Gesundheitsgefahren bei Seeunfällen

27. Mai 2015: Südwestlich von Helgoland havarierte der

Frachter „Purple Beach“. Bei schweren Schiffsunfällen wie

diesem hat das Havariekommando als Einrichtung von

Bund und Bundesländern die Einsatzleitung für Kräfte des

Bundes, der Länder und der Kommunen. Auch das Exper-

tenwissen des BfR ist in solchen Fällen gefragt: So waren

nach wenigen Stunden Wissenschaftler des BfR vor Ort.

Stark reizender, gesundheitsschädlicher Rauch stieg

vom Schiff auf und trieb viele Kilometer über das Meer.

In einem Laderaum hatte eine chemische Zersetzung

in 6.000 Tonnen eines Düngemittels, das Ammoniumni-

trat enthielt, begonnen. Die Besatzung hatte die „Purple

Beach“ bereits verlassen und auch eine Spezialeinheit

der Feuerwehr musste sich zurückziehen. Als das BfR

involviert wurde, hatten 25 Messgruppen damit begon-

nen, entlang der Küste potenziell gesundheitsschädliche

Stoffe in der Luft zu bestimmen. Das BfR war daran be-

teiligt, die gesundheitliche Gefahr des Rauchs zu be-

werten. Der Havariestab musste sowohl die Situation an

Bord mit den ablaufenden chemischen Reaktionen in der

Ladung als auch die mögliche weitere Entwicklung ab-

schätzen. Für Gebiete von Friesland bis zur Wesermarsch

und der Jade, Cuxhaven, Bremerhaven und Wilhelmsha-

ven eingeschlossen, wurde eine vorsorgliche Gefahren-

mitteilung herausgegeben. Es war zu entscheiden, wie

die Bevölkerung in den Küstengemeinden weiter über die

Medien und ein eingerichtetes Bürgertelefon informiert

werden sollte. Die Mitteilung konnte nach abgeschlosse-

ner Messung der Stoffe zurückgenommen werden. Nach

der Havarie der „Purple Beach“ erarbeitete das BfR für

das Bundesverkehrsministerium Vorschläge zu sicheren

Beförderung solcher Frachten. Die Änderung der Trans-

portanforderungen stand im Herbst 2015 auf der Tages-

ordnung der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation

der Vereinten Nationen.

Das BfR ist für gesundheitliche Bewertungen zum See-

transport gefährlicher Güter zuständig. Die von Seeschif-

fen ausgehenden Gefahren beschäftigen das BfR also

nicht nur bei Havarien, sondern unter anderem auch bei

Anschwemmungen von Ladungsresten an Küsten. Dabei

stehen seit zwei Jahren an Stränden angespülte Klumpen

von industriellem Kohlenwasserstoffwachs im Mittelpunkt

der Betrachtung. Als Ursache dafür gelten Tankreinigun-

gen von Chemikalientankern.

Die fachliche Expertise des BfR zur gesundheitlichen

Risikobewertung wird durch seine kontinuierliche Beteili-

gung an nationalen und internationalen Beratungen zum

Transport gefährlicher Güter gestützt. Im Fall von Hava-

rien trägt dies dazu bei, Schadenslagen zu bewältigen,

und erlaubt eine Einschätzung der gesundheitlichen Risi-

ken auf aktuellem wissenschaftlichem Stand.

i

Bewertungen der gesundheitlichen Gefahren

angeschwemmter Ladungsreste aus Tankschiffen

sind zu finden unter:

www.bfr.bund.de > Chemikaliensicherheit > Transport gefährlicher Güter > Seeverkehr: Havarien

>>

Das BfR ist für gesund-

heitliche Bewertungen zum

Seetransport gefährlicher

Güter zuständig.