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Schwerpunktthemen 2015
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Glyphosat
Kommentierungsphase
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
(BVL) übermittelte dem BfR, dem JKI und dem UBA im Augst 2012 den
Antrag auf erneute Genehmigung von Glyphosat. Antragstellerin ist die
Glyphosat Task Force (GTF), die sich aus 26 Firmen zusammensetzt.
Nach den gesetzlichen Vorgaben müssen die Antragsteller für das Ge-
nehmigungsverfahren umfassende Daten einreichen, die eine sichere
Anwendung der Wirkstoffe belegen. Die Antragsteller führen dabei auch
Literaturrecherchen durch und berichten über die Studienlage. Neben
den Unterlagen der GTF wurden dem BfR durch das BVL weitere Unter-
lagen übermittelt, die von Dritten zur Prüfung eingereicht wurden. Ge-
mäß den gesetzlichen Vorgaben wurde dann der Wirkstoff Glyphosat
hinsichtlich seiner Eignung für den weiteren Einsatz in Pflanzenschutz-
mitteln durch die deutschen Behörden überprüft.
Ende 2013 übergab das BVL den gesamten Bewertungsbericht an die
EFSA. Die EFSA lud Anfang 2014 die Antragsteller, die anderen EU-Mit-
gliedsstaaten und die Öffentlichkeit ein, den Bericht zu kommentieren.
Dadurch konnten sich alle interessierten Personen, Organisationen,
Verbände und andere Interessensgruppen am Verfahren beteiligen. Die
eingegangenen Kommentare, davon 350 zur gesundheitlichen Bewer-
tung, wurden vom Berichterstatter Deutschland unter Beteiligung des
BfR geprüft und in eine neue Version des überarbeiteten Bewertungsbe-
richts (RAR, Renewal Assessment Report) eingearbeitet. Dabei prüften
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über 250 tierexperimentelle Studien
der Antragsteller und werteten mehr als 1.000 Quellen aus. Auf einem
von der EFSA organisierten Expertentreffen im Februar 2015 wurden
unter Beteiligung aller 28 EU-Mitgliedsstaaten weiterhin offene Punkte
der Bewertung und Fragestellungen aus der Kommentierung diskutiert.
Der Berichterstatter Deutschland, unter Beteiligung des BfR, hat alle Er-
gebnisse der wissenschaftlichen Diskussion in die finale Fassung des
überarbeiteten Bewertungsberichts vom April 2015 eingearbeitet.
Fast zeitgleich zum Abschluss des überarbeiteten Bewertungsberichts
der EFSA gab im März 2015 die Internationale Agentur für Krebsfor-
schung (IARC, International Agency for Research on Cancer) der WHO
(WHO, World Health Organisation), die zur Erforschung der Ursachen
von Krebserkrankungen weltweit epidemiologische Studien über Krebs
auswertet und Präventionsstrategien erarbeitet, in einer Kurzveröffent-
lichung bekannt, dass sie den Wirkstoff Glyphosat neben weiteren Pes-
tizidwirkstoffen als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“
einstuft. Eine vollständige Bewertung legte die IARC zu diesem Zeit-
punkt noch nicht vor.
BfR-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter prüften
über 250 neue tierexperimentelle Studien
der Antragsteller und beurteilten mehr als
1.000 Quellen aus der publizierten wissen-
schaftlichen Literatur.