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Jahresbericht 2014
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Antibiotika und Antibiotikaresistenzen
in der öffentlichen Wahrnehmung
Die Resistenzentwicklung von Keimen gegenüber Anti-
biotika ist eines der meistdiskutierten Gesundheitspro-
bleme in Deutschland. In der öffentlichen Debatte wer-
den vorrangig die Tierhaltung und der dort beobachtete
vermehrte Einsatz von Tierarzneimitteln als Ursachen für
die Zunahme von Antibiotikaresistenzen gesehen. Auch
aus Sicht der Risikobewertung des BfR sollten die An-
wendung von Antibiotika in der Tierproduktion kritisch
hinterfragt und Haltung wie Management der Tierbestän-
de verbessert werden, damit die Tiere gesund bleiben
und eine Behandlung mit Antibiotika nicht erforderlich ist.
Um die Übertragung von Keimen von Tieren auf Lebens-
mittel zu verringern, sollten zudem die Methoden der
Schlachtung weiterentwickelt werden. Auch der Einsatz
von Antibiotika im Bereich der Humanmedizin ist zum Teil
kritisch zu sehen und trägt zur Ausbreitung von Antibioti-
karesistenzen bei.
Was aber weiß die Bevölkerung über Antibiotikaresisten-
zen, wie werden diese wahrgenommen und wie wird das
Thema in den Medien aufbereitet? Diesen Fragen ist das
BfR in zwei Wahrnehmungsforschungsprojekten nach-
gegangen: In einer Medienanalyse untersuchte das BfR
Print- und Onlinemedien im Zeitraum von Januar 2008 bis
Dezember 2013. Für eine Bevölkerungsumfrage befragte
das BfR 1.005 Personen ab 14 Jahren zu ihrem Wissen
und ihren Einstellungen zum Thema Antibiotikaresisten-
zen. Die Projektergebnisse dienen als Grundlage, um bei
Verbrauchern das Bewusstsein für die Problematik mithilfe
gezielter Kommunikationsmaßnahmen zu stärken.
In der Bevölkerungsumfrage zeigte sich, dass Antibiotika-
resistenzen bei der großen Mehrheit der Verbraucher in
Deutschland bekannt sind und im Vergleich mit anderen
Verbraucherthemen an vorderster Stelle stehen. So ga-
ben 82 % der Befragten an, bereits von Antibiotikaresis-
tenzen gehört zu haben, 64 % der Verbraucher sind über
das Thema beunruhigt. Obwohl die Problematik in weiten
Teilen der Bevölkerung bekannt ist, hält es nur eine Min-
derheit von knapp 20 % für wahrscheinlich, im eigenen
Haushalt mit Krankheitserregern in Kontakt zu kommen.
Ein Großteil der Befragten erwartet somit auch keine re-
sistenten Bakterien im eigenen Haushalt. Deutlich wahr-
scheinlicher ist es aus Sicht der Befragten, im Kranken-
haus (63 %) oder in der Öffentlichkeit (beispielsweise im
öffentlichen Personenverkehr; 59 %) mit Krankheitserre-
gern in Berührung zu kommen. Mit 90 % der Befragten
sagt die überwiegende Mehrheit, dass sie weiß, wie man
sich im eigenen Haushalt vor krankmachenden Bakterien
schützen kann. Genannt werden vor allem häufiges Hän-
dewaschen (39 %), das Achten auf Hygiene (35 %), die
Ursachen für Antibiotikaresistenzen – die öffentliche Wahrnehmung
Basis: 834 Befragte, die von antibiotikaresistenten Bakterien gehört haben; alle Angaben in Prozent
Vorgegebene Antwortalternativen
Durch was sind Antibiotikaresistenzen Ihrer Meinung nach am ehesten
verursacht?
Weiß nicht, keine Angabe
Sonstiges (u.a. mangelnde Hygiene)
Auf natürliche Art und Weise
Einsatz von Antibiotika beim Menschen
Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung
53
24
6
10
8
Quelle: BfR-Verbrauchermonitor – Spezial Antibiotikaresistenzen (2015)
1...,56,57,58,59,60,61,62,63,64,65 67,68,69,70,71,72,73,74,75,76,...96