BfR Jahresbericht 2012 - page 69

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Perfluoralkylsäuren in der Nahrungskette
Perfluoralkylsäuren (PFAAs) sind Industriechemikalien, die
sich durch eine hohe chemische und thermische Stabilität
sowie schmutz-, wasser- und fettabweisende Eigenschaften
auszeichnen. Aufgrund ihrer technologischen Eigenschaf-
ten werden sie bei vielen industriellen Prozessen und in
verbrauchernahen Produkten eingesetzt. Bekannt sind Ver-
treter wie die Perfluoroctansäure (PFOA) und Perfluoroctan-
sulfonsäure (PFOS), aber auch Verbindungen anderer Ket-
tenlängen. Die Beständigkeit der Substanzen hat allerdings
zur Folge, dass sie sich in der Umwelt verbreiten und in der
Nahrungskette, vor allem in tierischen Lebensmitteln, anrei-
chern. Aufgrund ihrer leberschädigenden und krebserzeu-
genden Wirkung hat die Europäische Kommission emp-
fohlen, das Vorkommen und die Bedeutung verschiedener
Perfluoralkylsäuren in Lebensmitteln näher zu untersuchen.
Aus diesem Grund führte das BfR im Rahmen des For-
schungsprojekts INTERREG in Kooperation mit dem Che-
mischen und Veterinäruntersuchungsamt in Münster Fütte-
rungsversuche an Nutztieren durch. In dem Projekt wurde
über einen Zeitraum von vier Jahren der Transfer von Per-
fluoralkylsäuren unterschiedlicher Kettenlänge über die ge-
samte Lebensmittelwertschöpfungskette experimentell ab-
gebildet. Die Untersuchungen dienen als Grundlage dafür,
das gesundheitliche Risiko von Verbrauchern bewerten zu
können, die entsprechend kontaminierte Lebensmittel ver-
zehren. Gemessen wurde, in welchen Mengen Perfluoral-
kylsäuren aus landwirtschaftlich genutzten Böden über die
Futterpflanze in die Nutztiere Rind, Schwein und Geflügel
übergehen. Auch die Gehalte in den tierischen Erzeugnis-
sen und Verarbeitungsprodukten, einschließlich der Effekte
bei der Wurst- und Fleischverarbeitung, wurden ermittelt.
Für die Versuche wurden Futtermittel verwendet, die auf be-
lasteten Böden wuchsen und somit natürlicherweise hohe
Gehalte an Perfluoralkylsäuren aufwiesen.
Die Ergebnisse der Versuche zeigen, dass sich Perfluoral-
kylsäuren bevorzugt in der Leber und Niere sowie in ge-
ringerem Maß in Muskel- und Fettgewebe von Nutztieren
anreichern. Neben Perfluoroctansäure und Perfluoroctan-
sulfonsäure sind ebenso relevante Mengen an Perfluorhexa-
sulfonsäure und Perfluorbutansulfonsäure gefunden wor-
den. Milchkühe und Legehennen scheiden einen großen Teil
der Perfluoralkylsäuren, die sie mit dem Futter aufnehmen,
über Milch und Eier aus. Dadurch gehen nach dem Abset-
zen des kontaminierten Futters die Gehalte in den Geweben
zurück. Bei Schweinen kommt es zu einer deutlich höheren
Anreicherung in den Geweben. Das spiegelt sich in den Ge-
halten der produzierten Wurst- und Fleischwaren wider.
Aus den Versuchsergebnissen lässt sich ableiten: Erhalten
Nutztiere mit Perfluoralkylsäuren kontaminiertes Futter, dann
reichern sich diese unerwünschten Substanzen in den tie-
rischen Erzeugnissen an, einschließlich in Milch und Eiern
sowie Fleischverarbeitungsprodukten. Dadurch sind Ver-
braucher, die diese Lebensmittel verzehren, gegenüber Per-
fluoralkylsäuren verschiedener Kettenlängen exponiert.
of animal origin. Because of their liver-damaging and carcinogenic
effect, the European Commission has recommended that the oc-
currence and significance of various perfluoroalky acids should be
examined more closely.
For this reason, the BfR conducted feeding experiments on domes-
tic animals within the scope of the research programme INTERREG
in cooperation with the Chemical and Veterinary Analytical Institute
in Münster. In the project, the transfer of perfluoroalkyl acids of dif-
ferent chain length was investigated experimentally along the entire
food chain over a period of four years. The results are the basis for
assessing the health risk of consumers who eat food contaminated
with these substances. The quantities in which perfluoroalkyl acids
from soils used for agriculture are transferred to the domestic ani-
mals cattle, pigs and poultry via feed crops were measured. Con-
centrations in products of animal origin and processed products,
including the effects in sausage and meat production, were also
measured. For the experiments, feeds were used which had been
grown on contaminated soil so that they had naturally high levels of
perfluoroalkyl acids.
The results of the experiments show that perfluoroalkyl acids tend
to enrich in the liver and kidneys and to a lesser extent in the muscle
and fat tissue of livestock. In addition to perfluorooctanoic acid and
perfluorooctanesulfonic acid, relevant quantities of perfluorohexane
sulfonic acid and perfluorobutane sulfonic acid were also found.
Dairy cows and laying hens excrete a large portion of the perfluoro-
alkyl acids ingested with their feed via milk and eggs. This results
in decreasing levels in the tissues if the animals are no longer given
the contaminated feed. There is a significantly higher enriching in
the tissues of pigs which is reflected in the levels of produced sau-
sage and meat products.
It can be concluded from the test results that if domestic animals
are given feed contaminated with perfluoroalkyl acids, these unde-
sired substances accumulate in food derived from the animals, in-
cluding milk and eggs, and in processed meat products. In this way,
humans who consume these foods are exposed to perfluoroalkyl
acids of various chain lengths.
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Im Projekt INTERREG ermittelte das BfR die Gehalte an Perfluor-
alkylsäuren in tierischen Verarbeitungsprodukten.
In the INTERREG project, the BfR determined perfluoroalkyl acid
concentrations in processed products of animal origin.
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