BfR Jahresbericht 2013 - page 81

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Alternativmethoden zu Tierversuchen
ihm untersuchten Titandioxid-Nanomaterialien keine
direkt erbgutschädigenden oder -verändernden Eigen-
schaften, wenn Expositionsmengen angewendet wurden,
die auch unter realistischen Bedingungen zu erwarten
sind. Abschließend nahm das BfR zudem noch an der
Laborvergleichsuntersuchung mit den Darmzellen teil,
die in der ersten Arbeitsphase als sensitive Zellsysteme
für die
In-vitro
-Genotoxizitätsprüfung ermittelt wurden.
Als zukünftig wichtigen Arbeitsschwerpunkt hat das BfR
die Quantifizierung der intrazellulären Dosis von Nanoma-
terialien in Zellen identifiziert, die in realistischen Exposi-
tionsszenarien mit Nanomaterialien in Kontakt kommen
können. Das BfR arbeitet hierzu in einem deutsch-fran-
zösischen Folgeprojekt mit.
Anwendungsleitfaden für Tests auf
hautreizende und -ätzende Substanzen
Die Bestimmung von hautätzenden oder hautreizenden
Eigenschaften ist für die toxikologische Bewertung von
kosmetischen Inhaltsstoffen und Industriechemikalien ge-
setzlich vorgeschrieben. Dazu wurden bislang vor allem
Tierversuche an Kaninchen durchgeführt. Da die neue
Kosmetikverordnung seit Juli 2013 ein Vermarktungsver-
bot für Kosmetika in Europa vorsieht, deren Inhaltsstoffe
in Tieren getestet wurden, ist dieses Testverfahren zu-
mindest für diese Produkte nicht mehr möglich.
In den vergangenen zehn Jahren wurden künstliche hu-
mane Hautmodelle entwickelt, die die Beschaffenheit und
Eigenschaften menschlicher Haut sehr gut nachstellen.
Diese sogenannten
Reconstructed human Epidermis
(RhE)-Modelle beruhen auf der
In-vitro
-Differenzierung
von menschlichen Hautzellen in dreidimensionale Gewe-
bestrukturen. Basierend auf diesen Hautmodellen hat das
BfR in Kooperation mit internationalen Partnern Tests zur
Prüfung auf ätzende wie auch reizende Eigenschaften von
Stoffen und Produkten entwickelt und validiert. Diese Tests
sind als OECD-Prüfrichtlinie 431 (Hautätzung
in vitro
) und
OECD-Prüfrichtlinie 439 (Hautreizung
in vitro
) weltweit für
behördliche Zwecke anerkannt. Durch Kombination dieser
beiden Testmethoden können die bisher üblichen belas-
tenden Tierversuche am Kaninchen vollständig ersetzt
werden.
Zur In-vitro-Genotoxizitätsprüfung von Nanomaterialien
arbeitet das BfR mit dreidimensionalen Hautmodellen, die
der menschlichen Haut ähneln und die während des
Tests in sogenannten 6-Well-Platten gezüchtet werden.
Histologischer Schnitt durch ein 3D-Hautmodell, der den
zur natürlichen Haut analogen Aufbau mit Stratum corneum,
Epidermis und Dermis (von oben nach unten) zeigt.
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