BfR Jahresbericht 2013 - page 44

BfR | Jahresbericht 2013
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Pyrrolizidinalkaloide: krebserzeugend und
erbgutschädigend
Kenntnisse zur Toxikologie der PA resultieren zum einen aus der Beob-
achtung von Gesundheitsschäden bei Menschen und Nutztieren, die
infolge der Aufnahme PA-enthaltender Pflanzenarten weltweit auftraten
(landestypische Aufnahme als Nahrungs- oder Heilmittel, Verunreinigung
von Nahrung oder Futter). Zum anderen liegen aus entsprechenden Füt-
terungsversuchen Daten zur Toxikologie der PA vor.
Akute toxische Effekte wurden beobachtet, wenn PA in größeren
Dosen innerhalb kurzer Zeit aufgenommen werden. Die Wirkungen
manifestieren sich beim Menschen hauptsächlich an der Leber in
Form venookklusiver Veränderungen (veno-occlusive disease, VOD,
Venenverschlusserkrankung). Für die chronische Lebertoxizität von
PA beim Tier sind vergrößerte Leberzellen typisch. In einer Studie
zur Feststellung der chronischen Effekte von PA wurde Ratten per
Schlundsondierung das 1,2-ungesättigte Pyrrolizidinalkaloid Riddellin
verabreicht. Die Substanz induzierte die Bildung von Tumoren, und für
nichtneoplastische Veränderungen wurde ein No-Observed-Adverse-
Effect-Level (NOAEL) von 0,01 Milligramm PA pro Kilogramm Körperge-
wicht und Tag (mg/kg KG/Tag) ermittelt.
Pyrrolizidinalkaloide sind sekundäre Pflanzenstoffe, die Pflanzen zur Abwehr von Fraßfeinden dienen.
Aufgrund ihres gesundheitsschädigenden Potenzials sind insbesondere 1,2-ungesättigte Pyrrolizidinalkaloide
in Lebensmitteln unerwünscht. Das BfR verfolgt zu dieser Thematik verschiedene Forschungsansätze:
In einem Projekt zur Bestimmung von Pyrrolizidinalkaloiden in Lebens- und Futtermitteln analysierte das BfR
verschiedene Kräutertee- und Teeproben auf ihre Gehalte an 1,2-ungesättigten Pyrrolizidinalkaloiden. Dies
bildete die Basis für eine vorläufige Risikobewertung, die das BfR im Juli 2013 veröffentlichte. Neben ana-
lytischen Aspekten bilden Untersuchungen zur Resorption und zu den molekularen Wirkmechanismen von
Pyrrolizidinalkaloiden einen weiteren Forschungsschwerpunkt.
Pyrrolizidinalkaloide sind sekundäre Pflan-
zeninhaltsstoffe, die von einer Vielzahl welt-
weit vorkommender Pflanzenarten gebildet
werden. Es sind mehr als 500 verschiedene
Pyrrolizidinalkaloide bekannt, mit deren Vor-
kommen in über 6.000 Pflanzenspezies ge-
rechnet wird. Vornehmlich gehören pyrroli-
zidinalkaloidhaltige Pflanzen zu den Familien
der Korbblütler, der Raublattgewächse und
der Hülsenfrüchtler.
Aufgrund ihres gesundheitsschädigenden
Potenzials sind insbesondere 1,2-ungesättig-
te Pyrrolizidinalkaloide (PA) in Lebens- und
Futtermitteln unerwünscht. Als Lebensmittel-
kontaminanten wurden sie im europäischen
Lebensmittelhandel bisher vornehmlich im
Honig und in Salatmischungen, die PA-bil-
dende Wildkräuter enthielten, nachgewiesen.
Das BfR legte hierzu entsprechende Risiko-
bewertungen vor.
Pyrrolizidinalkaloide in
Kräutertees und Tees
1...,34,35,36,37,38,39,40,41,42,43 45,46,47,48,49,50,51,52,53,54,...104
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