BfR Jahresbericht 2014 - page 44

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Jahresbericht 2014
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Eltern sollten Säuglinge
und Kleinkinder nicht
ausschließlich mit
reisbasierten Gerichten
wie Reisbrei oder
Reismilch ernähren.
Arsen in Reis und Reisprodukten
Arsen ist ein Halbmetall, das natürlicherweise weltweit in
unterschiedlichen Konzentrationen in der Erdkruste vor-
kommt. Durch natürliche Vorgänge oder durch mensch-
liche Aktivitäten kann es von dort freigesetzt werden. In
Gegenden mit besonders arsenreichen Sedimenten kön-
nen hohe Arsengehalte im Grundwasser, das zur Trink-
wassergewinnung verwendet wird, ein gesundheitliches
Problem darstellen. Auch Pflanzen können Arsen aus
dem Boden über die Wurzeln aufnehmen.
Es ist bekannt, dass Reis mehr Arsen in anorganischer
Form (anorganisches Arsen) enthalten kann als andere
pflanzliche Lebensmittel, auch als andere Getreidearten.
Die Höhe der Gehalte an Arsen im Lebensmittel Reis hängt
von mehreren Faktoren ab. Dazu gehören der Arsengehalt
im Boden und im Bewässerungswasser, die Reissorte, die
Verarbeitung von Reis und auch dessen Zubereitung.
Die Toxizität von Arsen wird maßgeblich durch die vorlie-
gende Verbindung bestimmt; anorganisches Arsen wirkt
dabei toxischer als organisch gebundenes Arsen. Epide-
miologische Studien zeigen: Die Höhe der regelmäßigen
Aufnahme von anorganischem Arsen mit dem Trinkwas-
ser korreliert unter anderem mit der Höhe des Risikos
für bestimmte Krebserkrankungen. Der krebsauslösende
Mechanismus von anorganischem Arsen ist nicht vollstän-
dig geklärt. Es besteht jedoch wissenschaftlicher Kon-
sens, dass eine sichere Aufnahmemenge, die nicht mit
einer möglichen Erhöhung des Krebsrisikos einhergeht,
nicht abgeleitet werden kann. Daher ist anorganisches Ar-
sen in Lebensmitteln in jeder Menge unerwünscht.
Untersuchungen der für die Überwachung zuständigen
Behörden der Bundesländer haben bestätigt, dass Reis
und Reisprodukte wie Reiswaffeln oder Reisbrei für Klein-
kinder relativ hohe Gehalte an anorganischem Arsen auf-
weisen können. Dabei wurden in einigen dieser Reispro-
dukte deutlich höhere Gehalte nachgewiesen als in Reis.
Diese Befunde decken sich mit Mitteilungen der EFSA
und Behörden anderer EU-Mitgliedstaaten. Das BfR hat
das gesundheitliche Risiko durch die Aufnahme von an-
organischen Arsenverbindungen beim Verzehr von Reis
und Reisprodukten auf Basis der Daten aus den Bundes-
ländern für verschiedene Verbrauchergruppen bewertet.
Ergebnis: Beim Verzehr von Reis und Reisprodukten mit
den gemessenen Arsengehalten über längere Zeiträume
ist für die Verbraucherinnen und Verbraucher eine Erhö-
hung des Krebsrisikos möglich. Zugrunde gelegt wurde
dabei ein Modell (Szenario) für die langfristige Exposition
auf Basis der in Deutschland üblichen Verzehrsmengen
von Reis und Reisprodukten.
Daher sollten die Gehalte an anorganischem Arsen in
Lebensmitteln auf ein unvermeidbares Maß minimiert
werden (ALARA-Prinzip), um die Exposition von Verbrau-
chern aller Altersgruppen gegenüber anorganischem
Arsen zu reduzieren. Ein erster Schritt ist die Entschei-
dung der Europäischen Kommission, im gemeinsamen
Markt Höchstgehalte für anorganisches Arsen in Reis
und bestimmten Reisprodukten einzuführen.
Als weitere Maßnahme schlägt das BfR Verzehrsempfeh-
lungen vor. So sollten Eltern Säuglinge und Kleinkinder
nicht ausschließlich mit reisbasierten Gerichten wie Reis-
brei oder Reismilch ernähren und auch bei Zwischen-
mahlzeiten Produkte wie Reiswaffeln nur gelegentlich
anbieten. Grundsätzlich sollten Verbraucher, einschließ-
lich Personen mit einer Glutenunverträglichkeit, eine ein-
seitige Ausrichtung ihrer Ernährung allein auf Reis und
Reisprodukte vermeiden. Reis sollte aber weiterhin Be-
standteil einer ausgewogenen Ernährung sein. Bei der
Auswahl der Lebensmittel sollen die generellen Empfeh-
lungen zu Abwechslung und Vielfalt insbesondere der
verzehrten Getreidearten berücksichtigt werden.
Reis und Produkte aus Reis können anorganisches Arsen
enthalten.
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