Kategorie Presseinformationen
Nr. 04/2019

Mikroplastik: Mehr Forschung notwendig BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung-Forum zum Thema „Mikroplastik“ auf der Grünen Woche in Berlin

Mikroplastik in Lebensmitteln bewegt die Deutschen. Wie der BfR-Verbrauchermonitor - eine regelmäßige Bevölkerungsumfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) - im November 2018 zeigte, wird das Thema bekannter. Waren ein halbes Jahr zuvor 45 Prozent der Befragten über Mikroplastik in Lebensmitteln besorgt, sind es nun mehr als die Hälfte. „Nach dem derzeitigen Stand des Wissens ist nicht davon auszugehen, dass von den Plastikpartikeln in Lebensmitteln gesundheitliche Risiken für den Menschen ausgehen“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel „Dennoch brauchen wir mehr valide Daten und wissenschaftliche Studien. Das BfR forscht an der Frage, ob und wie Partikel über den Darm aufgenommen werden.“ Auf dem heutigen BfR-Forum geht es um aktuelle Fragen zu dem Thema, beispielsweise, woher das Plastikmaterial kommt und inwieweit es in Lebensmitteln enthalten ist. Darüber hinaus geht es um die orale Aufnahme, die Toxikologie sowie die Risikobewertung und die Risikowahrnehmung von Mikroplastik.

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Externer Link:https://www.bfr-akademie.de/index.php/deutsch/veranstaltungen/forum-mikroplastik.html

Dem BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung liegen derzeit keine gesicherten Daten zur chemischen Zusammensetzung, zur Partikelgröße und zum Gehalt von Mikroplastikpartikeln in Lebensmitteln vor. Aufgrund des Fehlens belastbarer Daten ist eine gesundheitliche Risikobewertung für den Verzehr von Mikroplastikpartikel enthaltenden Lebensmitteln derzeit nur eingeschränkt möglich. Über die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen auf Verbraucherinnen und Verbraucher ist bislang wenig bekannt. Es fehlen wissenschaftliche Publikationen. Auf Anfrage des BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit)) eine umfassende wissenschaftliche Stellungnahme zum „Vorkommen von Mikro- und Nanoplastikpartikeln in Lebensmitteln, insbesondere in Meerestieren“, erarbeitet. Diese Stellungnahme wurde im Mai 2016 veröffentlicht:

Externer Link:https://www.efsa.europa.eu/de/efsajournal/pub/4501 (EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) 2016)

Demnach besteht die Möglichkeit einer oralen Aufnahme von Mikroplastik einer bestimmten Größe, wobei bislang mangels analytischer Methoden und valider Studien der Verbleib und der Abbau im Körper nicht hinreichend untersucht sind. Laut EFSAkurz fürEuropean Food Safety Authority (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) zeigen verfügbare Studien, dass die Resorption im Darm sehr gering zu sein scheint. So können nur Mikropartikel kleiner als 150 Mikrometer (μm, 1 μm entspricht 0,001 mmkurz fürMillimeter) die Darmbarriere überwinden und nur Mikropartikel kleiner als 1,5 μm tiefer gelegene Organe erreichen. Derzeit liegen keine Ergebnisse aus Humanstudien vor.

Erste eigene Untersuchungen des BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung an Kulturen menschlicher Darmepithelzellen sowie im Tierexperiment zeigten, dass Kunststoffpartikel bis zu einem Durchmesser von ca. 4 μm zwar in der Zellkultur von Epithelzellen der Darmwand aufgenommen werden können. Im Tierversuch zeigte sich jedoch, dass trotz Verabreichung sehr großer Mengen Kunststoffpartikel in der Größe von 1 - 10 μm diese nur vereinzelt in den untersuchten Darmepithelzellen zu finden waren. Die bislang am BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung mit verschiedenen Modell-Partikeln durchgeführten Untersuchungen zur oralen Aufnahme von Mikropartikeln ergaben keine Hinweise auf Schädigungen des Darmgewebes.

Zur Frage, ob sich Mikrokunststoffpartikel im Körper ablagern können, liegen dem BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung derzeit keine Erkenntnisse vor.

Mikroplastik wird einerseits in Form von kunststoffbasierten Granulaten gezielt industriell hergestellt („primäres Mikroplastik“). Dabei kommen u.a. unterschiedliche Kunststoffe wie Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polystyrol (PS), Polyethylenterephthalat (PET), Polyvinylchlorid (PVC), Polyamid (Nylon) und Ethylenvinylacetat (EVA) zum Einsatz. Andererseits entsteht Mikroplastik auch, wenn größere Kunststoffteile zerfallen („sekundäres Mikroplastik“). Die Größenangaben für Mikroplastik sind in der Literatur nicht einheitlich definiert und schwanken meist zwischen 0,001 Millimetern (mmkurz fürMillimeter) bis kleiner als 5 mmkurz fürMillimeter. Nach heutigem Kenntnisstand stellt sekundäres Mikroplastik eine Haupteintragsquelle in die Umwelt dar.

Über das BfR

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMELkurz fürBundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.