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Chemikalien und ihre kontaktallergene Wirkung - Eine Hintergrundinformation

B/1995, 22.08.1995

Als Allergie bezeichnet man die spezifische Änderung der Reaktionsfähigkeit des Immunsystems gegenüber körperfremden Stoffen; der Körper wird hierdurch für den Stoff "sensibilisiert". Die Kontaktallergie stellt eine der Allergieformen dar. Kontaktallergene passieren die Hautbarriere und können lokal begrenzte Kontaktekzeme hervorrufen. Meist handelt es sich bei Kontaktallergenen um Verbindungen mit relativ niedrigem Molekulargewicht. Nach einer Sensibilisierung können bereits geringe Stoffkonzentrationen zu einer hochgradig verstärkten Reaktion führen. Die Kontaktallergie kann individuell unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Vorerkrankungen oder lokale Schädigungen der Haut fördern das Auftreten von Kontaktallergien. Gesicherte epidemiologische Daten über die Häufigkeit von Kontaktallergien liegen nicht vor; sie werden aber zu den häufigsten Allergie-Erkrankungen gerechnet. Schätzungen gehen davon aus, daß insgesamt 10 bis 20 Prozent der Bundesbürger an einer der verschiedenen Allergie-Formen leiden.

Um eine Kontaktallergie zu vermeiden, müssen Kontakte mit der sensibilisierenden Substanz unterbleiben. Dies setzt Kenntnisse über die Stoffe, ihre Allergenität und die möglichen Expositionen voraus. Auf der Basis des Chemikaliengesetzes sind Stoffe mit kontaktallergener Wirksamkeit als 'sensibilisierend' gekennzeichnet. Eine 'Sensibilisierung durch Hautkontakt' ist danach möglich, 'wenn praktische Erfahrungen zeigen, daß Stoffe und Zubereitungen eine Sensibilisierungsreaktion bei einer erheblichen Anzahl von Personen durch Hautkontakt hervorrufen können' oder wenn entsprechende positive Ergebnisse aus Tierversuchen vorliegen. Methode der Wahl für den Nachweis einer vermuteten kontaktallergenen Wirkung am Menschen ist die Epikutantestung, bei der eine nicht reizende Stoffkonzentration mit einem 1 x 1 cm großen Testpflaster auf die Rückenhaut aufgebracht wird und der Stoffkontakt 24 bis 48 Stunden aufrechterhalten bleibt. Die Reaktion spiegelt die spezifische Sensibilisierung des Patienten wider.

Der Arbeitskreis der Gruppe "Fortentwicklung toxikologischer Prüfmethoden im Rahmen des Chemikaliengesetzes", eingerichtet beim Bundesgesundheitsamt, heute angesiedelt beim Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das kontaktallergene Potential chemischer Stoffe zu beurteilen. Dabei konzentriert sich der Arbeitskreis auf Chemikalien im Sinne des Chemikaliengesetzes, natürlich vorkommende Stoffe wie Stoffe aus der chemischen Produktion. Unberücksichtigt bleiben Stoffe, die ausschließlich als Pflanzenschutzmittel oder Arzneimittel Verwendung finden.

In die Beurteilung der sensibilisierenden Eigenschaften und Wirkungsstärke kontaktallergener Stoffe bezieht der Arbeitskreis - soweit möglich - Erfahrungen aus dem klinischen Bereich ein, da sich die Ergebnisse aus Tierversuchen nur eingeschränkt auf den Menschen übertragen lassen. Liegen für die Beurteilung eines Stoffes nur positive Ergebnisse am Tiermodell vor, wird ein kontaktallergenes Potential für den Menschen als möglich erachtet. Die Ergebnisse der Beurteilung des kontaktallergenen Potentials chemischer Stoffe sind in der Loseblattsammlung "Chemikalien und Kontaktallergie - Eine bewertende Zusammenstellung" enthalten.

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