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Gesundheitliche Bewertung von Nanomaterialien

Nanotechnologie ist ein Sammelbegriff für eine breite Auswahl von Technologien im Nanometermaßstab, die zur Erforschung, Bearbeitung und Produktion von Strukturen und Materialien bis zur Marktreife beitragen. Mit Hilfe der Nanotechnologie ist es möglich, Strukturen, Techniken und Systeme zu entwickeln, die völlig neue Eigenschaften und Funktionen aufweisen. Aufgrund der aktuellen sowie der erwarteten zukünftigen Entwicklungen in den Nanotechnologien und deren Einsatz in allen Lebensbereichen ist von zunehmenden Produktionsmengen und damit auch vermehrter Freisetzung der verschiedensten Nanomaterialien auszugehen.
Was sind Nanomaterialien?
Nanomaterialien werden unterschieden einerseits in drei Typen Nanoobjekte, die in mindestens einer Dimension kleiner als 100 Nanometer (nm) sind :
- kugelförmige Strukturen (z.B. Nanopartikel und Fullerene),
- faserförmige Strukturen (z. B. Nanoröhren),
- extrem dünne Schichten (z.B. Nanoplättchen),
sowie andererseits in sogenannte nanostrukturierte Materialien (wie z.B. Aggregate oder Verbundmaterialien, die solche Nanoobjekte enthalten) (ISO/TS 27687: 2008).
Nanopartikel können einerseits aus natürlichen oder künstlichen Verbrennungsquellen als ultrafeine Stäube in die Umgebungsluft eingetragen werden (z.B. Vulkanasche, Zigarettenrauch, Abgase) sowie unbeabsichtigt in Arbeits- und Produktionsprozessen (z.B. Schweißrauch) entstehen.
Andererseits werden Nanomaterialien gezielt für den Einsatz in vielen technischen Bereichen aber auch in verbrauchernahen Produkten - beispielsweise in Lacken oder Verpackungsmaterialien – hergestellt (sog. ENM = „engineered nanomaterials"). Beispiele für gezielt hergestellte Nanomaterialien sind Nanosilber, Kohlenstoffnanoröhrchen, nano-Titandioxid oder der sogenannte Nanoton, die bereits in vielfältigen verbrauchernahen Produkten (Kosmetika, Textilien, Verpackungs- und Verbundmaterialien) verarbeitet werden.
Bei der gezielten Herstellung von Nanomaterialien macht man sich das in diesen winzigen Dimensionen günstige Oberflächen-zu-Volumen-Verhältnis zunutze, die solchen Materialien besondere bzw. neuartige Eigenschaften verleihen. Der Trend geht bei der Herstellung zunehmend weg von einem „Top-Down“-Ansatz (z.B. Zermahlen eines feinpartikulären Ausgangsmaterials) hin zu einer „Bottom-Up“-Strategie, die es beispielsweise erlaubt, Nanohybride mit gewünschten Eigenschaften synthetisch herzustellen bzw. zusammenzubauen.
Diese neuartigen Eigenschaften können sich prinzipiell auch nachteilig auf die menschliche Gesundheit auswirken, wenn freigesetzte Partikel in den Körper gelangen, sich dort feinst verteilen und in verschiedenen Organen anreichern können.
Risikobewertung
Gegenstand der wissenschaftlichen Risikobewertung des BfR sind gezielt hergestellte Nanomaterialien. Ob von diesen neuen Nanomaterialien oder Produkten, die solche enthalten, unbekannte Risiken für den Verbraucher ausgehen können, ist wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt. Bei einer Risikobetrachtung müssen die gefährlichen Eigenschaften einerseits sowie die tatsächliche Exposition andererseits betrachtet werden. Das heißt insbesondere von Nanoprodukten, in denen gefährliche Nanomaterialien in ungebundener Form vorliegen oder aus denen diese leicht freigesetzt werden, könnten Risiken ausgehen.
Gründe dafür, dass Nanomaterialien Risiken bergen können, sind:
- die besonderen (physikalisch-chemischen) Eigenschaften eines Nanomaterials, z.B. große reaktionsfreudige (reaktionsbefördernde) Oberflächen,
- das besondere Verhalten im Körper, z.B. eine lange Verweildauer und die Überwindung natürlicher biologischer Barrieren
- die zu erwartende zunehmende Belastung durch Freisetzung.
Das BfR beschäftigt sich mit der Risikobewertung nanotechnologischer Anwendungen in den verschiedensten verbrauchernahen Bereichen wie Chemikalien, Lebensmittel und deren Verpackungen, kosmetische Mittel, Bedarfsgegenstände aber auch Pflanzenschutz- sowie Biozidprodukte.
Dialog- und Forschungsaktivitäten zur Nanotechnologie
Das BfR hat in den letzten Jahren zur Diskussion um mögliche Risiken der Nanotechnologie und der Nanomaterialien im Bereich des Verbraucherschutzes in starkem Maße mitgetragen. Eine Reihe von Dialog- und Forschungsaktivitäten wurden auf den Weg gebracht, darunter
- die erste deutsche Verbraucherkonferenz zur Wahrnehmung der Nanotechnologie in den Bereichen Lebensmittel, Kosmetika und Textilien
- Symposien, Workshops und Infoveranstaltungen wie das 6. BfR-Forum Verbraucherschutz: Nanotechnologie im Fokus des gesundheitlichen Verbraucherschutzes
- eine repräsentative Bevölkerungsbefragung zur Wahrnehmung der Nanotechnologie in Deutschland
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- eine gemeinsame Forschungsstrategie zur Nanotechnologie zusammen mit der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, dem Umweltbundesamt, der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt und der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Das BfR ist ebenfalls in zahlreichen nationalen, europäischen und internationalen themenrelevanten Gremien wie der OECD Working Party on Manufactured Nanomaterials (WPMN) vertreten und dem EFSA Scientific Network for Risk Assessment of Nanotechnologies in Food and Feed.
Stellungnahmen
(4)Datum | Titel | Größe |
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03.07.2008 Stellungnahme Nr. 001/2009 des BfR
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Die Datenlage zur Bewertung der Anwendung der Nanotechnologie in Lebensmitteln und Lebensmittelbedarfsgegenständen ist derzeit noch unzureichend |
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28.12.2009 Stellungnahme Nr. 024/2010 des BfR
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BfR rät von Nanosilber in Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs ab |
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15.04.2010 Stellungnahme Nr. 005/2011 des BfR und des UBA
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Beurteilung eines möglichen Krebsrisikos von Nanomaterialien und von aus Produkten freigesetzten Nanopartikeln |
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01.04.2012 Stellungnahme Nr. 013/2012 des BfR
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Nanomaterialien: Sondergutachten des Sachverständigenrats für Umweltfragen bestätigt BfR-Einschätzung |
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Fragen und Antworten
(1)Datum | Titel | Größe |
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28.08.2012 Aktualisierte FAQ
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Fragen und Antworten zur Nanotechnologie |
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Präsentationen
(18)Datum | Titel | Größe |
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10.11.2008 Präsentation Dr. Hermann Stamm, Institute for Health and Consumer Protection, Ispra, Italien
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Forschungsbedarf und Aktivitäten der Europäischen Kommission |
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10.11.2008 Präsentation Professor Dr. Michael Veith, Leibniz-Institut für Neue Materialien (INM), Saarbrücken
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Forschung zur Zelladhäsion und deren Beeinflussung durch nanostrukturierte Oberflächen |
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10.11.2008 Präsentation Dr. Petra Wolff, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
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Forschung zu Auswirkungen von Nanomaterialien - die Strategie des BMBF |
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10.11.2008 Präsentation Dr. Rolf Hertel, BfR
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Forschungsbedarf aus der Perspektive der Bundesinstitutionen |
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10.11.2008 Präsentation Professor Dr. Dr. Alfonso Lampen, BfR
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Nanotechnologie und Lebensmittelsicherheit |
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10.11.2008 Präsentation Professor Dr. Tilman Butz, Universität Leipzig
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Gibt es ein Risiko von Nanomaterialien aus dermatologischer Sicht? |
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10.11.2008 Präsentation Dr. Wolfgang Kreyling, Helmholtz Zentrum München
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Biokinetik und Toxikologie inhalierter Nanopartikel |
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10.11.2008 Präsentation Professor Dr. Wolfgang Koch, Fraunhofer Institut für Toxikologie und experimentelle Medizin (ITEM), Hannover
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Dynamik und Analytik luftgetragener, synthetischer Nanopartikel |
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11.11.2008 Präsentation Professor Dr. Arnim von Gleich, Universität Bremen
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Chancen und Risiken der Nanotechnologien - 5 Thesen und 3 Konsequenzen |
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11.11.2008 Präsentation PD Dr. Hermann Fromme, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
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Nanotechnologie - eine Herausforderung für ein Landesuntersuchungsamt |
1.2 MB![]() |
11.11.2008 Präsentation Dr. Karla Pfaff und Dr. Jutta Tentschert, BfR
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Nanomaterialien in Lebensmittelverpackungen |
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11.11.2008 Präsentation Dr. Renate Krätke, BfR
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Bewertung von Nanomaterialien in verbrauchernahen Produkten |
193.5 KB![]() |
11.11.2008 Präsentation Wolf-Michael Catenhusen, Staatssekretät a. D. und Leiter der Nanokommission
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Nano-Dialog - Chancen und Risiken von Nanomaterialien |
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11.11.2008 Präsentation Dr. Klaus Günter Steinhäuser, Umweltbundesamt (UBA)
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OECD-Aktivitäten zur Nanotechnologie |
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11.11.2008 Präsentation Dr. Péter Krüger, Bayer AG, Leverkusen
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Strategiekreis Nanowelten |
3.9 MB![]() |
11.11.2008 Präsentation PD Dr. Gaby-Fleur Böl, BfR
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Nanotechnologie im Fokus der Risikowahrnehmung und -kommunikation |
873.2 KB![]() |
11.11.2008 Präsentation Dr. Jochen Hennig, Humboldt-Universität, Berlin
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Bilder der Nanotechnologie - Aspekte visueller Risikokommunikation |
1.2 MB![]() |
11.11.2008 Präsentation Dr. Andreas Lösch, Universität Basel
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Nanotechnologie und die Ethik der Risikovermutung |
142.0 KB![]() |
Positionspapiere
(1)Datum | Titel | Größe |
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29.10.2013 Positionspapier des BfR
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Bedeutung der EU-Kommissionsempfehlung zur Definition von Nanomaterialien für die Arbeitsbereiche des BfR |
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Publikationen - BfR-Wissenschaft
(8)Datum | Titel | Größe |
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09.05.2008 BfR-Wissenschaft 03/2008
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BfR-Verbraucherkonferenz Nanotechnologie |
1.3 MB![]() |
18.06.2008 BfR-Wissenschaft 05/2008
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Wahrnehmung der Nanotechnologie in der Bevölkerung |
2.5 MB![]() |
24.11.2008 BfR-Wissenschaft 07/2008
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Risikowahrnehmung beim Thema Nanotechnologie - Analyse der Medienberichterstattung |
10.4 MB![]() |
12.03.2009 BfR-Wissenschaft 01/2009
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Public Perceptions about Nanotechnology |
2.3 MB![]() |
17.04.2009 BfR-Wissenschaft 03/2009
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BfR Consumer Conference Nanotechnology |
1.2 MB![]() |
16.06.2009 BfR-Wissenschaft 04/2009
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BfR-Delphi-Studie zur Nanotechnologie |
1.0 MB![]() |
06.09.2013 BfR-Wissenschaft 10/2013
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Nanoview - Einflussfaktoren auf die Wahrnehmung der Nanotechnologien und zielgruppenspezifische Risikokommunikationsstrategien |
9.9 MB![]() |
27.11.2013 BfR-Wissenschaft 11/2013
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NanoMedia - Analyse der Medienberichterstattung zum Thema Nanotechnologie 2008-2012 |
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