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Theorie und Praxis der Risikokommunikation

28/2008, 17.12.2008

Erstes BfR-Symposium Risikokommunikation in Berlin

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat den gesetzlichen Auftrag zur Risikokommunikation. Nach sechs Jahren, die das BfR mittlerweile besteht, nimmt es in diesem Bereich eine anerkannte Vorreiterrolle ein. Auf dem ersten BfR-Symposium Risikokommunikation in Berlin stellte die gleichnamige Abteilung die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeit der interessierten Fachöffentlichkeit vor und diskutierte mit Experten Anspruch und Wirklichkeit von Kommunikation, Evaluation und Partizipation. „Unsere Forschungsprojekte zeigen, dass die Art und Weise, wie Verbraucherinnen und Verbraucher Risiken wahrnehmen, Berücksichtigung finden muss, um Risiken effektiv zu kommunizieren“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Als erfolgreiches bürgernahes Dialogverfahren wurde unter anderem das Instrument der Verbraucherkonferenz eingesetzt. Bewährt hat sich ebenfalls die regelmäßige Evaluation der Wirksamkeit der geleisteten Risikokommunikationsmaßnahmen.

Das erste BfR-Symposium Risikokommunikation knüpfte an aktuelle wissenschaftliche Diskussionen aus Psychologie, Soziologie und Kommunikationswissenschaften zu Risikowahrnehmung, Risikoeinschätzung und Risikokommunikation an. Rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung diskutierten etwaige Folgen für die Praxis der Risikokommunikation.

Da Verbraucherinnen und Verbraucher höchst unterschiedlich sind, haben sie auch unterschiedliche Ansprüche an Risikokommunikation. Die Kommunikation über Risiken muss demnach zielgruppenspezifisch erfolgen. Erfolgreiche Risikokommunikation kann auch Verhaltensänderungen bei Verbraucherinnen und Verbrauchern bewirken. So zeigte eine BfR-Studie über das Verbraucherverhalten bezüglich Acrylamid in Lebensmitteln, dass sich die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher gut über das Risiko durch Acrylamid informiert fühlt und immerhin etwa 30% ihre Verzehrsgewohnheiten aufgrund der diesbezüglichen Empfehlungen geändert haben.

Verbraucherinnen und Verbraucher beziehen ihre Informationen zu Lebensmittel- und Produktrisiken hauptsächlich aus den Massenmedien. Folglich beeinflusst die Darstellung dieser Risiken in den Medien ihre Risikowahrnehmung. Verbraucherinnen und Verbraucher nehmen beispielsweise Nanotechnologie überwiegend positiv wahr und versprechen sich davon Vorteile im Alltag und in der medizinischen Versorgung. Dies kann unter anderem auch dadurch beeinflusst sein, dass führende deutsche Tages- und Wochenzeitungen positiv über Nanotechnologie berichten und sich bislang hauptsächlich mit diesbezüglichen wissenschaftlichen Erkenntnissen befassen.

Als geeignetes Verfahren, mögliche Risken neuer Technologien nicht nur unter Experten, sondern auch mit Verbraucherinnen und Verbrauchern zu diskutieren, hat sich für das BfR im Falle der Nanotechnologie die Verbraucherkonferenz erwiesen. Gleichwohl eignet sich dieses Instrument nicht für jedes Thema. Welches dialogische Verfahren das Mittel der Wahl ist, muss jeweils anhand der Thematik und ihres gesellschaftspolitischen Konfliktpotentials entschieden werden.

Solche partizipativen Dialogverfahren werden für das BfR auch künftig ein wichtiges Instrument der Risikokommunikation sein. Ziel ist ein Herstellen von Öffentlichkeit, gegenseitige Toleranz von möglicherweise konträren Standpunkten sowie öffentliches Vertrauen in gesellschaftspolitische Entscheidungen. Hierbei werden auch künftig alle jeweils beteiligten Interessengruppen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Nichtregierungsorganisationen, Verbänden, öffentlichen Institutionen und der Verbraucherschaft aktiv eingebunden.

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